Sanierer greift YLine unter die Arme
Bei der krisengeschüttelten YLine ist offensichtlich die Elias Group als Sanierer eingestiegen.
Wie der Börsendienst austrostocks.com berichtet, ist die Elias Group offensichtlich seit rund einer Woche an Bord der YLine. Die Gruppe ist ein 1995 vom Linzer Manager Anton Stumpf gegründetes Unternehmen, das unter anderem in den Bereichen Restrukturierung und Kapitalorganisation tätig ist.
Das war auch der Grund, warum die für heute angekündigte Pressekonferenz von einer anderen Agentur als üblich organisiert wurde. Dieselbe Agentur vertritt auch die Elias Group.
Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren war, sollte auf der für heute anberaumten außerordentlichen Pressekonferenz unter anderem YLine-CEO Werner Böhm seinen Rücktritt bekannt geben.
Dem Vernehmen nach sollte auch mindestens einer der beiden verblieben Vorstände zusammen mit Böhm abtreten. Aller Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um CFO Petra Wohlfahrt. Verbleiben würde demnach nur Joachim Kalcher, der erst im Jänner 2001 zu YLine kam.
Diese Pressekonferenz wurde aber kurzfristig "um einige Tage" verschoben.
Zur Begründung der Absage hieß es, dass "das Management von YLine beabsichtigte, ein fertig geschnürtes Maßnahmenpaket zu präsentieren". Dieses sei aber in einem "wesentlich wichtigen Punkt" noch nicht "endgültig ausverhandelt".
Die Verschiebung der Pressekonferenz sei daher "im Sinne der künftigen Geschäftspolitik", die nach der Aussendung "keine Meinungen, sondern Tatsachen der Öffentlichkeit zu präsentieren" lautet.
Böhm, der zweifellos umstrittenste Player der österreichischen IT-Szene, hatte im Lauf des letzten Jahres vor allem wegen der geplatzten Fusion mit Beko und dem gescheiterten Versuch, als Frontmann eines Konsortiums Libro zu übernehmen, Schlagzeilen gemacht. Ob die angekündigte Kapitalerhöhung mit den Rücktritten zusammenhängt oder damit gleichfalls hinfällig ist, ist derzeit unklar.

Auflösungserscheinungen
Kenner der heimischen IT-Szene vertreten seit längerem die Meinung, dass YLine von Beginn an über kein tragfähiges Geschäftsmodell verfügt habe und das operative Geschäft vor allem aus dem Verschieben von Beteiligungen bestanden habe.
Vor zwei Wochen sind bereits drei YLine-Aufsichtsräte zurückgetreten: Friedrich Scheck, Georg Plochberger und Matthias Poelleritzer.
Scheck und Plochberger traten wegen möglicher Interessenkonflikte als Anteilseigner von i-online zurück, Poelleritzer aus "persönlichen Gründen".

Das Kreisen der Geier
Im Streit mit IBM hat sich die Situation für YLine vor zwei Wochen dramatisch zugespitzt. Laut einer vertraglichen Vereinbarung zwischen YLine und IBM müssen YLine-Geschäftspartner alle offenen Beträge, die sie YLine schulden, an IBM entrichten oder gerichtlich hinterlegen, um schuldbefreiend zahlen zu können.
YLine hat zudem das abgelaufene Geschäftsjahr 2000 mit Rekordschulden von 37,715 Millionen Euro beendet.
Schon drei Wochen vor Bekanntgabe dieses düsteren Ergebnisses hatte rner Böhm ganz offen von Konkurs gesprochen:
"Sollte IBM die offene Forderung über 14 Millionen Euro fällig stellen, gebe ich den Schlüssel ab und marschiere in die Riemergasse. Dann sieht IBM allerdings keinen Schilling mehr", sagte Böhm dem Nachrichtenmagazin "Format".
Der technische Hintergrund
Die beiden nicht eben billigen S/390-Großrechner von IBM waren
laut Böhms Aussage zur FutureZone niemals in Betrieb. Wie uns die
Spatzen von den Netzknoten gepfiffen haben, stellt die
"ares"-Software für Application Service Providing [ASP] zwar eine
guten Ansatz dar, aber nicht mehr. Die Applikation soll von einem
praktischen Einsatz wegen mangelnder Fertigstellung noch meilenweit
entfernt sein.


Der Libro-Krimi
Erst im Juni hatte Böhm als Frontmann eines Konsortiums, das Libro übernehmen wollte, Furore gemacht.
Der Versuch scheiterte allerdings trotz mehrerer Anläufe und der wiederholten Beteuerungen Böhms, der Deal wäre abgemachte Sache, an der Weigerung der beteiligten Banken, mit Böhm in geschäftlichen Verkehr zu treten.

Immer Action
In den letzten Jahren hatte Böhm als YLine-Chef immer wieder für Schlagzeilen gesorgt, so bei der Ankündigung, AON übernehmen zu wollen, oder der Fusion mit Beko.
Diese Projekte scheiterten aber ebenso wie die versuchte Libro-Übernahme und hinterließen außer viel medialem Staub und Arbeit für die Anwälte keine greifbaren Resultate.
