05.09.2001

NUN DENN

Bildquelle: yline

Sanierer greift YLine unter die Arme

Bei der krisengeschüttelten YLine ist offensichtlich die Elias Group als Sanierer eingestiegen.

Wie der Börsendienst austrostocks.com berichtet, ist die Elias Group offensichtlich seit rund einer Woche an Bord der YLine. Die Gruppe ist ein 1995 vom Linzer Manager Anton Stumpf gegründetes Unternehmen, das unter anderem in den Bereichen Restrukturierung und Kapitalorganisation tätig ist.

Das war auch der Grund, warum die für heute angekündigte Pressekonferenz von einer anderen Agentur als üblich organisiert wurde. Dieselbe Agentur vertritt auch die Elias Group.

Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren war, sollte auf der für heute anberaumten außerordentlichen Pressekonferenz unter anderem YLine-CEO Werner Böhm seinen Rücktritt bekannt geben.

Dem Vernehmen nach sollte auch mindestens einer der beiden verblieben Vorstände zusammen mit Böhm abtreten. Aller Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um CFO Petra Wohlfahrt. Verbleiben würde demnach nur Joachim Kalcher, der erst im Jänner 2001 zu YLine kam.

Diese Pressekonferenz wurde aber kurzfristig "um einige Tage" verschoben.

Zur Begründung der Absage hieß es, dass "das Management von YLine beabsichtigte, ein fertig geschnürtes Maßnahmenpaket zu präsentieren". Dieses sei aber in einem "wesentlich wichtigen Punkt" noch nicht "endgültig ausverhandelt".

Die Verschiebung der Pressekonferenz sei daher "im Sinne der künftigen Geschäftspolitik", die nach der Aussendung "keine Meinungen, sondern Tatsachen der Öffentlichkeit zu präsentieren" lautet.

Auflösungserscheinungen

Kenner der heimischen IT-Szene vertreten seit längerem die Meinung, dass YLine von Beginn an über kein tragfähiges Geschäftsmodell verfügt habe und das operative Geschäft vor allem aus dem Verschieben von Beteiligungen bestanden habe.

Vor zwei Wochen sind bereits drei YLine-Aufsichtsräte zurückgetreten: Friedrich Scheck, Georg Plochberger und Matthias Poelleritzer.

Das Kreisen der Geier

Im Streit mit IBM hat sich die Situation für YLine vor zwei Wochen dramatisch zugespitzt. Laut einer vertraglichen Vereinbarung zwischen YLine und IBM müssen YLine-Geschäftspartner alle offenen Beträge, die sie YLine schulden, an IBM entrichten oder gerichtlich hinterlegen, um schuldbefreiend zahlen zu können.

YLine hat zudem das abgelaufene Geschäftsjahr 2000 mit Rekordschulden von 37,715 Millionen Euro beendet.

Schon drei Wochen vor Bekanntgabe dieses düsteren Ergebnisses hatte rner Böhm ganz offen von Konkurs gesprochen:

"Sollte IBM die offene Forderung über 14 Millionen Euro fällig stellen, gebe ich den Schlüssel ab und marschiere in die Riemergasse. Dann sieht IBM allerdings keinen Schilling mehr", sagte Böhm dem Nachrichtenmagazin "Format".

Der Libro-Krimi

Erst im Juni hatte Böhm als Frontmann eines Konsortiums, das Libro übernehmen wollte, Furore gemacht.

Immer Action

In den letzten Jahren hatte Böhm als YLine-Chef immer wieder für Schlagzeilen gesorgt, so bei der Ankündigung, AON übernehmen zu wollen, oder der Fusion mit Beko.