"YLine wird ausgetrocknet"
Im Streit mit IBM spitzt sich die Situation für YLine zu. Laut einer vertraglichen Vereinbarung zwischen YLine und IBM müssen YLine-Geschäftspartner von nun an alle offenen Beträge, die sie YLine schulden, künftig an IBM entrichten oder gerichtlich hinterlegen, um schuldbefreiend zahlen zu können, berichtet die "Presse".
"Wir haben gewisse rechtliche Mittel ausgenützt, um die Erfüllung der vertraglichen Verpflichtungen sicherzustellen", hieß es bei der IBM heute zum Thema.
YLine hat kürzlich die seit 1999 andauernde Partnerschaft mit IBM aufgekündigt und hat gegen IBM nun wegen angeblicher Nichteinhaltung des Vertrags "Vertragsbruch, die missbräuchliche Verwendung ihrer marktdominierenden Stellung und die Anwendung unfairer Geschäftsmethoden" Klagen eingebracht. YLine hatte zuletzt neben den laufenden Klagen auch den Gang zum österreichischen Kartellgericht, zur EU-Wettbewerbsbehörde in Brüssel und zur US-Börsenaufsicht in Washington angekündigt.

Austrocknen
Bei einer "Zession" fließe YLine keine Liquidität mehr zu und das Unternehmen werde "ausgetrocknet", meint der Insolvenzexperte des Kreditschutzverbands von 1870 [KSV], Alexander Klikovits.
Die Situation um YLine sei damit "sehr dramatisch". YLine müsse "sehr rasch" eine Lösung finden, denn dem Unternehmen laufe die Zeit davon, sagte Klikovits weiter.
Wenn die vertragliche Grundlage zwischen YLine und IBM bezüglich offener Zahlungen nicht klar gegeben sei, drohe außerdem eine Verunsicherung der YLine-Kunden, die nun nicht wüssten, wie sie schuldbefreiend zahlen könnten, so Klikovits.
Den YLine-Schuldnern sei daher zu raten, das Geld gerichtlich zu hinterlegen.
YLine fordert von IBM 42 Millionen Euro an bereits von YLine aufgewendeten Kosten zurück, ihrerseits schuldet YLine IBM jedoch rund 14 Millionen Euro, die bis spätestens Ende Juli bezahlt werden hätten müssen.

Antwort
YLine hat soeben die Zessionsvereinbarung mit IBM bestätigt: "Es stimmt, dass die YLine von ihren Schuldnern kein Geld mehr bekommt", sagte YLine-Sprecher Willi Berner.
Mit dem Inkraftsetzen der Zession habe IBM der YLine aber einen "Gefallen getan" und mit diesem Verhalten die von YLine vor Gericht gegen IBM geführte Argumentation untermauert, nämlich, dass IBM unfaire Geschäftspraktiken ausübe, ihre marktbeherrschende Stellung missbrauche und die totale Kontrolle über YLine habe.
Die YLine-Aktie stürzte heute an der Nasdaq Europe bis zu Mittag um 27,27 Prozent auf 1,8 Euro ab.
Rekordschulden
YLine hat das abgelaufene Geschäftsjahr 2000 mit 37,715 Millioen
Euro [519 Millionen ATS] in der Kreide beendet. Das ist drei Mal so
viel wie im Jahre 1999, wo die Gesamtverbindlichkeiten noch 12,414
Mill. Euro betragen haben. Mit 37,715 Mill. Euro überstiegen die
Verbindlichkeiten der YLine Business Service AG im vergangenen Jahr
sogar den Umsatz, obwohl sich dieser im Geschäftsjahr 2000 von 3,861
auf 34,125 Millionen Euro [470 Millionen ATS] fast verzehnfacht hat.
Der Verlust vor Steuern hat sich im vergangenen Jahr von 5,745 auf
14,784 Millionen Euro fast verdreifacht.

"IBM beweist unfaires Verhalten"
Mit dem "Austrocknen der YLine" beweise IBM ihr unfaires Verhalten, betonte Berner: "Wenn kein Geld mehr fließt, hält das kein Unternehmen auf Dauer aus".
Wie lange es die YLine noch geben werden, könne man zum heutigen Zeitpunkt nicht sagen: "Wir haben ja noch Reserven", so Berner. Doch auch, wenn es die YLine nicht mehr geben sollte, sei die Geschichte für die IBM nicht vorbei, da mit Aktionärsklagen zu rechnen sei, ist Berner überzeugt.