"Sesselsägen ist nicht hilfreich"
Trotz der jüngsten Turbulenzen bei der Telekom Austria ist laut Generaldirektor Heinz Sundt die Zusammenarbeit im TA-Vorstand intakt. Was zähle, seien "Sachallianzen", persönliche Allianzen seien nicht notwendig, sagte Sundt gestern Abend bei einem Hintergrundgespräch.
"Wir gehen nicht jeden Tag zum Heurigen, aber wir können zusammenarbeiten." Die "Meinungsvielfalt im Vorstand" wirke sich positiv auf das Unternehmen aus.
Zuletzt tauchten immer wieder Gerüchte auf, wonach Vertriebs- und Marketingchef Heinz Brasic die Nachfolge Sundts antreten könnte. Sundt meinte dazu, er habe die Gerüchte gehört und sei dem auch in "intensiven Gesprächen mit den Gremien und dem Aufsichtsrat" nachgegangen. Er habe aber "das Vertrauen des Aktionärs".
Grundsätzlich sei "Sesselsägen" nicht "hilfreich". "Wenn es aber vorgekommen ist, soll es künftig unterbleiben", meint Sundt.
"Ich denke nicht an Rücktritt"
Er, Sundt, denke auf jeden Fall nicht daran, bei der
Bilanzpressekonferenz am 3. April zurüchzutreten - immer jedoch
unter der Voraussetzung, dass der Inhaber nicht die Gefolgschaft
aufkündigt. Generell gehe er davon aus, dass der Vorstand an seinem
Businessplan und der Fähigkeit, ihn umzusetzen, gemessen werde. "Es
würde mich wundern, wenn ÖIAG-Chef Johannes Ditz von diesem
Wertesystem abweicht."

Businessplan wird umgesetzt
Die TA befinde sich bei ihrem Businessplan derzeit "auf Schiene". Das neue Budget 2001 sei außerdem "bewusst herausfordernd gestaltet" worden, um auf die Restrukturierung Druck auszuüben.
Details werde es erst bei der Bilanzpressekonferenz geben. Nach der Gewinnwarnung für das Jahr 2000 sei der Erfolg bei der Umsetzung des Budgets 2001 aber "zwingende Voraussetzung", so der TA-Chef.
Motivationsverlust und Verunsicherung in der Belegschaft
Motivationsverlust und Verunsicherung bei den Mitarbeitern, die
sich am Dienstag bei der Gewerkschaftskundgebung äußerten, seien
Folge dieser Aufgabenstellung. Eine Restrukturierung wie jene in der
TA passiere zum ersten Mal in einer solchen "dienstrechtlichen
Umgebung". Nie zuvor habe es in Österreich einen derartigen
"Transfer von Beamten" gegeben.

Behinderung durch Telekom Control
Behindert würde die TA jedoch durch die Regulierungsbehörde Telekom Control. Sowohl die Einkaufs- als auch die Verkaufspreise würden reguliert, die Aufsichtsbehörde betreibe damit faktisch "Gewinnregulierung".
Dabei herrsche in der heimischen Telekommunikationsbranche ohnehin schon der freie Markt. Die TA werde sich daher "nach ganzen Kräften" zur Wehr setzen. Zunächst werde man in Österreich das Gespräch suchen.
Neue TA-Tarife gut aufgenommen
Die Summe an Maßnahmen auch in Vertrieb und Marketing zeigten
bereits Wirkung. Die neuen Tarife beispielsweise seien vom Markt gut
aufgenommen worden. Mit den neuen Geschäftstarifen sei es gelungen,
Großkunden zu halten und zurückzugewinnen. Bei den neuen
Privattarifen sei ein Erfolg erst im Juni abschätzbar.


Der Gang nach Brüssel
Sollte es jedoch in bestimmten Punkten zu keiner Einigung kommen, schließt Sundt den "Gang nach Brüssel" nicht aus.
Einen Gang, den der Verband der österreichischen Provider allerdings bereits gestern angetreten hat.
