Endgültiges Aus für Napster
Mit der Entscheidung eines US-Gerichts, den Kauf der [ehemaligen] Online-Musiktauschbörse Napster durch den Bertelsmann-Konzern zu untersagen, steht die Filesharing-Legende endgültig vor dem Aus.
Zwar wurden über Napster schon seit über einem Jahr keine MP3s mehr getauscht und die ewigen Querelen [die erste Klage der Musikindustrie wurde bereits 1999 eingereicht] langweilen inzwischen auch hartnäckige Fans, trotzdem ist das Ende der Netzlegende bemerkenswert:
Napster steht genauso für ein eingelöstes Versprechen des Internet-Booms, nämlich die allgegenwärtige Verfügbarkeit von Daten für jeden User, wie für die unsanfte Kollision der "Umsonstkultur" im Netz mit der ökonomischen Realität.
Napster-Vorstandschef Konrad Hilbers hat nach Informationen der "New York Times" bereits am Dienstag nach dem richterlichen Kaufverbot von Bertelsmann seinen Rücktritt erklärt. Eine Napster-Sprecherin sagte unmitelbar nach dem Urteil, dass die meisten der 42 Angestellten bereits freigestellt seien. Die Liquidation nach "Chapter 7" des US-Insolvenzrechtes dürfte in den nächsten ein bis zwei Tagen angemeldet werden.
1999: Musikindustrie verklagt NapsterBertelsmann gibt auf
Wie Bertelsman jetzt mitteilte, untersagte ein US-Gericht in Wilmington den Kauf Napsters. Nähere Details zu der Urteilsbegründung gab Bertelsmann nicht an.
Der Konzern akzeptiere die Entscheidung, hieß es lediglich in einer Erklärung. Da außer Bertelsmann niemand für Napster bieten wollte, bedeutet dies allerdings, dass die Tauschbörse endgültig in den Konkurs gehen muss, da es keine Aussicht auf eine Weiterführung gibt.
Der Konkurs wird demnach nicht mehr nach dem "Chapter 11" des US-Rechts, der Gläubigerschutz bedeutet, weitergeführt, sondern nach dem "Chapter 7", der schlicht die Liquidation bedeutet.
Laut der Internetausgabe des "Wall Street Journal" monierte der Richter Peter Walsh aber vor allem die Rolle von Napster-Vorstandschef Konrad Hilbers, der früher Manager bei der Bertelsmann-Musiktochter BMG war. So habe Walsh ein Schreiben Hilbers zitiert, in dem dieser erklärt habe, dass er seine Entscheidungen stets danach getroffen habe, was das Beste für Bertelsmann sei.
Niemand will für Napster bietenRückhalt verloren
Anfang Juni hatte Napster Gläubigerschutz beantragt und wollte damit offenbar Klagen von Plattenkonzernen entgehen.
Bertelsmann wollte ursprünglich bereits vergangenes Jahr mit der kommerziellen Tauschbörse starten, legte seine Pläne aber wegen der andauernden juristischen Auseinandersetzungen von Napster mit der Musikindustrie über die Lizenzvergabe auf Eis.
Nach dem Abgang von Thomas Middelhoff als Bertelsmann-Chef hatte Napster allerdings den Rückhalt im Konzern ohnehin verloren - was auch die kampflose Akzeptanz des jetzigen Urteils erklärt.
Middelhoff verteidigt seine StrategienDer Anfang
Im Mai 1999 gündeten Shawn Fanning und Sean Parker Napster. Die offene Musiktauschbörse erfreut sich rasch steigender Beliebtheit.
Parallel zum wachsenden Erfolg begann allerdings auch die juristische Schlacht um die Tauschbörse.
Chronik einer MusikschlachtDie Nachfolger
Während Napster durch die andauernden Rechtsstreitigkeiten
etappenweise in die Knie gezwungen wurde, übernahmen allerdings eine
Vielzahl von Nachfolgern und Weiterentwicklungen den Musiktausch,
der dadurch einen weiteren Boom erfuhr.
Die Alternativen zu NapsterEnde auf Raten
Seit letztem Sommer ist Napster "vorübergehend" offline.
Seitdem hat der neue Partner Bertelsmann immer wieder versprochen, dass die Tauschbörse "demnächst" wieder ihren Betrieb aufnimmt - was bis heute nicht geschehen ist.
September 2001: Zielstrebig in die Bedeutungslosigkeit
