Tauschbörse eDonkey vor dem Aus
"Ich bin kein Anarchist", so Sam Yagan bei einer Anhörung des Justizausschusses des US-Parlaments, "ich werfe das Handtuch." Yagan ist Chef von MetaMachine, der Firma hinter eDonkey und Overnet.
MetaMachine hatte Anfang des Monats von der Musikindustrie eine Unterlassungserklärung erhalten. Sobald die Firma eine Einigung mit der Recording Industry Association of America [RIAA] erzielt habe, soll die Tauschbörse in ein geschlossenes System umgewandelt werden, so Yagan vor dem Ausschuss. Wie genau das aussehen könnte, dazu äußerte er sich nicht.
Als Grund gibt er die Kosten einer möglichen gerichtlichen Auseinandersetzung an, die die Firma in den Ruin treiben würde.
Ende Juni hatte der Oberste Gerichtshof in den USA entschieden, dass Tauschbörsen unter bestimmten Umständen für die Copyright-Verletzungen ihrer Nutzer belangt werden können. Wer einen Dienst anbietet und gezielt wirbt, dass Urheberrechte damit verletzt werden können, der könne für den daraus entstehenden Schaden durch Dritte haftbar gemacht werden, so das Urteil.

Härteres Vorgehen gefordert
Die Rechtsstreitigkeiten nach dem Grokster-Urteil hält Yagan für fehlgeleitet. Davon würden nur die P2P-Börsen, die im Untergrund und außerhalb der USA operieren, profitieren, da nun ein Großteil ihrer Mitbewerber wegfallen würde.
In derselben Anhörung forderten US-Senatoren unterdessen ein härteres Vorgehen der Behörden gegen Tauschbörsen.
Es gebe eine einstimmige Gerichtsentscheidung und dennoch steige die Tauschbörsen-Nutzung weiter, so eine Senatorin.
Das sei ein Zeichen, dass es ein strengeres Gesetz und ein härteres Vorgehen brauche, um die Urheberrechtsfirmen zu schützen.
Sie forderte das US-Justizministerium auf, mehr gegen P2P-Börsen zu unternehmen. Das Ministerium verteidigte sich damit, dass es derzeit vor allem gegen die großen Fische vorgehe, für kleinere Dinge habe man einfach nicht die nötigen Ressourcen.

Laut aktuellen Analysen ist eDonkey in Europa der beliebteste P2P-Client, englischsprachige Nutzer aus den USA und Großbritannien bevorzugen das BitTorrent-Netzwerk.

Grokster vor Verkauf?
Die Tauschbörse Grokster selbst, gegen die der Supreme Court sein Urteil gefällt hat, soll nun durch ihren ehemaligen Chef Wayne Rosso gerettet werden.
Rosso plant den Start eines legalen P2P-Service namens Mashboxx in den kommenden Monaten und verhandelt laut "Wall Street Journal" mit Grokster über eine Übernahme der angeschlagenen Tauschbörse.
Dabei dürfte es vor allem um die Marke Grokster gehen, die wahrscheinlich auch nach einer möglichen Übernahme erhalten bleibt.
Das Unternehmen selbst ist nach dem Urteil wenig oder nichts wert. Zudem ist nicht bekannt, wer eigentlich die Eigentümer von Grokster sind.
