Die "Rasterfahndung" des FBI

09.09.2007

Das FBI hat bei seinen Ermittlungen gegen Terror-Verdächtige auch zahlreiche Informationen über deren Umfeld gesammelt, berichtet die "New York Times". Manche Personen könnten über die "Link Analysis" auch unverschuldet ins Visier geraten sein.

Die US-Bundespolizei FBI hat dem Bericht zufolge deutlich mehr Informationen gesammelt und aggregiert, als bisher offiziell bekannt war.

Neuen FBI-Unterlagen, die der Electronic Frontier Foundation vorliegen, zufolge habe die Behörde nicht nur Daten über das Telefon- und E-Mail-Verhalten der Verdächtigen selbst, sondern auch über deren Kontaktpersonen ["Community of Interest"] abgefragt, berichtet die "New York Times".

Genaue Analyse der Kontakte

Ermittler- und Branchenkreisen zufolge wurde dabei analysiert, wen die Verdächtigen am häufigsten anriefen, wann die Gespräche stattfanden und wie lange sie dauerten.

Außerdem sei nach plötzlichen Änderungen der Verhaltensmuster oder der angerufenen Gegenden gesucht worden, schreibt das Blatt.

Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 würde das FBI zunehmend Gebrauch der sogenannten Link Analysis machen, so die Zeitung.

Laut Bericht wurde diese Art der Ermittlung Anfang des Jahres eingestellt - allerdings deswegen, weil die Behörde dabei zu exzessiven Gebrauch der so genannten National Security Letters machte.

"Falsch verbunden" als Terrorkontakt?

Ein Sprecher des FBI sagte als Reaktion auf den Artikel, dass die Daten der Community of Interest nicht mehr verwendet würden - vor allem weil derzeit die Praxis des FBIs in diesen Fällen untersucht wird und eine eigenes Kontrollorgan dafür eingerichtet werden soll.

Das FBI habe zudem nur unregelmäßig davon Gebrauch gemacht und die Technik niemals bei E-Mails angewndet, so der Sprecher weiter.

Als Beispiel für den Datenhunger des FBI und die Rolle der Community of Interest zitiert die "NYT" einen Fall aus dem August 2005.

Darin wurde nicht nur nach den Verbindungsdaten von Anschlüssen verdächtiger Personen gefragt, sondern auch von Personen, die mit ihnen vielleicht auch nur zufällig Kontakt hatten und ansonsten gar keine Verbindung zu vermeintlichen Terroristen. Auf diese Weise könnte sogar ein "Falsch verbunden" auf die Liste der Terrorverdächtigen führen.

Vergangene Woche hatte ein Bundesrichter Teile des Patriot Acts verworfen, das das FBI zu den Geheimabfragen bei Telekommunikationsunternehmen ermächtigt hatte.

Je weiter vom Ziel, desto unschärfer

Befürworter dieser Art von Rasterfahnung sehen darin eine Möglichkeit, auch vermeintlich unverdächtige und womöglich verdeckte Terroristen entdecken und somit ausforschen zu können.

Kritiker halten dem entgegen, dass dabei vor allem die Privatsphäre aller Betroffenen, egal ob wirklich involviert oder nur zufällig hineingeraten, mehr als verletzt wird.

Bei der Link Analysis der NSA oder des CIA werden mitunter nicht nur direkte Kontakte untersucht, sondern auch bis in die dritte oder vierte "Reihe", also Personen, die nur über drei Umwege mit dem Terrorverdächtigen zu tun hatten - oder eben auch nicht. Je weiter weg vom eigentlichen Ziel, desto wertloser werden die Daten zudem oft.

("NYT" | Reuters)