ÖIAG: TA soll Kurs nach Nemsics Abgang halten

KONZERNE
02.03.2009

ÖIAG-Chef Peter Michaelis glaubt nicht, dass der Wechsel von Boris Nemsic Änderungen in der Unternehmensstrategie der Telekom Austria bringen wird. Der Personalabbau soll weitergehen, Nemsics Nachfolger soll in den nächsten Tagen bekanntgegeben werden. Der neue Arbeitgeber Nemsics, die VimpelCom, ist in Russland nicht unumstritten.

Die Staatsholding ÖIAG geht davon aus, dass sich an den Personalplänen der teilstaatlichen Telekom Austria (TA) trotz des bevorstehenden Chefwechsels nichts ändert. Die TA hatte sich in der Vergangenheit dafür starkgemacht, angeblich überzählige, unkündbare Mitarbeiter in die ÖIAG auszulagern.

Von bis zu 2.500 Beschäftigten war die Rede. Nach Belegschaftsprotesten wurde im Dezember 2008 der Weihnachtsfrieden ausgerufen, wonach bis Ende 2010 kein weiterer Mitarbeiterabbau stattfindet. In den Jahren 2011 und 2012 werde es aber weiteren Handlungsbedarf geben. An dem Abbau der "1. Tranche" von 1.250 Personen bis Ende 2009 änderte sich nichts.

Ob TA-Chef Boris Nemsic trotz seines freiwilligen Ausscheidens mit Ende März 2009 eine Abfertigung erhält, ist laut ÖIAG Angelegenheit des TA-Aufsichtsrates. Aufsichtsratschef ist Michaelis. Dem Aufsichtsorgan obliege auch die Entscheidung über die Nachfolge von Nemsic, die in den nächsten Tagen bekanntgegeben werden soll.

Expansionskurs in Südeuropa

Auf die in Internet-Foren oftmals aufgeworfene Frage, ob Nemsic, der zum russischen Telekomanbieter VimpelCom wechselt, eine Konkurrenzklausel im Vertrag habe, hieß es auf APA-Anfrage von der ÖIAG: ja, aber keine, die in diesem Fall schlagend werde, da die beiden Unternehmen auf unterschiedlichen Märkten agieren würden.

Nemsic betonte am Montag im Interview mit dem Ö1-Mittagsjournal, dass er das Unternehmen mit einem Rekordergebnis der Tochter mobilkom austria und einer funktionierenden neuen Struktur in der Festnetzsparte übergebe. Er geht davon aus, dass sein Expansionskurs in Südosteuropa auch unter einer neuen Führung fortgesetzt wird, wenn auch wegen der Wirtschaftskrise im bescheideneren Ausmaß. Er verwies darauf, dass der ehemalige Monopolbetrieb, den Nemsic von der ersten Stunde der Liberalisierung an begleitete, in den vergangenen zehn Jahren um das Zehnfache gewachsen sei.

Streitobjekt VimpelCom

VimpelCom, Nemsics neuer Arbeitgeber, sorgt seit Jahren wegen eines Dauerstreits zwischen den größten Anteilseignern, dem norwegischen Telekomkonzern Telenor und der russischen Alfa-Gruppe des Oligarchen Michail Fridman, für Schlagzeilen.

Nach dem Streit über den Erwerb eines ukrainischen Mobilfunkers war Telenor im Vorjahr von einem russischen Gericht zu einer hohen Schadenersatzzahlung verurteilt worden. Moskauer Analysten zufolge muss Telenor bis Mitte März eine Summe von 1,7 Milliarden US-Dollar (1,34 Mrd. Euro) zahlen. Die Norweger beschuldigten die Alfa-Gruppe, hinter der Klage zu stehen, was diese aber bestritt.

Vor einigen Jahren stand VimpelCom zudem im Visier russischer Strafermittler wegen angeblicher Steuerhinterziehung und Verstößen gegen Lizenzvorgaben. Hinter den Angriffen wurde von einigen Beobachtern der damalige Kommunikationsminister Leonid Rejman vermutet, dem geschäftliche Verbindungen zu einem VimpelCom-Konkurrenten nachgesagt wurden.

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(APA/dpa)