© APA/Georg Hochmuth, Boris Nemsic während einer PK der Telekom Austria AG.

438 Millionen Euro Verlust bei der TA

JAHRESBERICHT
25.02.2009

Die Telekom Austria (TA) hat die Zahlen für das vierte Quartal 2008 sowie für das vergangene Gesamtjahr bekanntgegeben. Obwohl die Umsätze leicht gesteigert werden konnten, rutschte das Unternehmen aufgrund der hohen Restrukturierungskosten ins Minus. Die Personalagenda ging von Gernot Schieszler auf Hannes Ametsreiter über.

Die Telekom Austria hat 2008 zwar ihren Umsatz um 5,1 Prozent auf 5,17 Mrd. Euro gesteigert, bei den Ergebniszahlen gab es aber vor allem wegen hoher Rückstellungen für den geplanten Personalabbau im Festnetzbereich starke Einbrüche. So sank das EBITDA um 30 Prozent auf 1,30 Mrd. Euro - bereinigt um die Restrukturierungsaufwendungen in Höhe von 632,1 Mio. Euro wäre es um 3,9 Prozent auf 1,93 Mio. Euro gestiegen, erklärte TA-Chef Boris Nemsic am Mittwoch bei der Bilanz-Pressekonferenz in Wien.

Die Restrukturierungsaufwendungen hätten keine materiellen Auswirkungen auf den Cashflow der Telekom Austria Group gehabt und würden zukünftige Ergebnisse verbessern, betonte Nemsic.

Verlust im 4. Quartal

Die Aufwendungen der TA im 4. Quartal in Höhe von 632,1 Mio. Euro für das Restrukturierungsprogramm führten zu einem negativen Ergebnis vor Zinsen, Abschreibungen und Steuern (EBITDA) in Höhe von 212,0 Mio. Euro.

Ohne Berücksichtigung der Restrukturierungsaufwendungen stieg das EBITDA um 7,4 Prozent auf 420,1 Mio. Euro. Der Betriebsverlust betrug 516,1 Mio. Euro und der Nettoverlust 437,7 Mio. Euro im 4. Quartal 2008 als Folge der Aufwendungen im Rahmen des Restrukturierungsprogramms. Der Verlust je Aktie betrug im 4. Quartal 0,99 Euro.

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Schieszler muss Personalagenda abgeben

TA-Chef Boris Nemsic teilte auf der Bilanzpressekonferenz auch mit, dass er Gernot Schieszler die Personalagenden entziehen und diese an Festnetzchef Hannes Ametsreiter übergeben werde. Dies sei aufgrund der Aussagen Schieszlers auf einer Investorenkonferenz erfolgt, die am Dienstag an die Öffentlichkeit gedrungen waren.

"Die Aussagen von Schieszler sind ein Fehler, in Inhalt und Form", sagte Nemsic. Schieszler war am Dienstag unter heftige Kritik der Gewerkschaften geraten, nachdem ein Video von ihm auf YouTube aufgetaucht war, in dem er anlässlich einer Investorenkonferenz von einer Strategie erzählte, mit der beamtete Mitarbeiter des Festnetzbereichs zur Annahme des "Golden Handshake" bewogen werden sollten. Schieszler, der auch Finanzchef der Festnetzsparte des Konzerns ist, hatte sich umgehend von den Aussagen distanziert.

In einer Aussendung vom Mittwoch begrüßte die Personalvertretung (PV) der Telekom Austria AG die Entscheidung des Vorstands, Schieszler die Personalagenden zu entziehen. Man habe daraufhin beschlossen, die Aktivitäten zu den mit dem Management vereinbarten Arbeitsgruppen zur Erschließung zukünftiger Geschäftsfelder und Beschäftigungsmöglichkeiten wieder aufzunehmen. Der Vorstand müsse sich aber nun wieder verstärkt um das Vertrauen der Mitarbeiter bemühen, so der PV-Vorsitzende Michael Kolek.

Konsolidierung in Weißrussland

Im 4. Quartal 2008 stieg der Umsatz der TA gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 1,4 Prozent auf 1,3 Mrd. Euro. Für den höheren Umsatz seien vor allem die gute Performance der mobilkom austria und der weißrussischen Velcom verantwortlich gewesen, wie die TA Mittwochfrüh weiter mitteilte. Die Velcom wurde 2008 erstmals ganzjährig konsolidiert.

Der Personalstand der gesamten Telekom Austria Group verringerte sich um 674 auf 16.954 Mitarbeiter per Ende Dezember 2008 im Vergleich zur Vorjahresperiode. Im Festnetz-Segment gab es einen Rückgang um rund 650 Leute als Folge des Restrukturierungsprogramms sowie von etwa 340 auf Grund des Verkaufs der Telekom Austria Czech Republic, eTel Slovensko und eTel Polska. Insgesamt verringerte sich der Personalstand im Segment Festnetz um 1.027 auf 8.571 Mitarbeiter.

In den roten Zahlen

Im Gesamtjahr 2008 machte die TA 48,8 Millionen Euro Verlust. 2007 hatte sie noch 492,5 Millionen Euro Gewinn gemacht. Das EBITDA sank im Jahresvergleich von 1,9 auf 1,3 Milliarden Euro. TA-Chef Boris Nemsic erwartet, dass diese Kennzahl 2009 wieder auf 1,9 Milliarden Euro steigen wird. Die Umsatzerlöse stiegen um 5,1 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro.

Die TA sieht ihre Festnetzsparte stabilisiert. Das freilich auf tiefem Niveau. Während das Festnetz 2007 noch 151,2 Millionen Euro Gewinn machen konnte, verbuchte die Sparte 2008 530 Millionen Euro Verlust. Das sei vor allem auf die Restrukturierung dieses Bereichs und Rücklagen für Personalabbau zurückzuführen. Man wolle den Personalbestand in diesem Bereich um 1.250 Mitarbeiter reduzieren, die allerdings aufgrund ihres Beamtenstatus nicht gekündigt werden könnten.

Die Zahl der Festnetzanschlüsse ging 2008 um 97.600 auf 2,3 Millionen zurück. Im Jahr 2007 hatte der Rückgang noch 224.500 betragen. Die Anzahl der Breitbandanschlüsse stieg 2008 um 18 Prozent auf 885.000. Allein im vierten Quartal 2008 habe das Unternehmen 50.400 Breitband-Neukunden gewinnen können.

Wachstum im Mobilfunk

Die Konzernsparte Mobilkommunikation inklusive der weißrussischen Velcom habe das Betriebsergebnis im Jahresvergleich um 8,1 Prozent auf 689 Millionen Euro steigern können. Das EBITDA stieg um 13,8 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Bei der heimischen mobilkom sei es gelungen, den durchschnittlichen Umsatz pro Kunde (ARPU) um 0,7 Prozent auf 28,6 Euro zu steigern. Der Zuwachs bei den Datendiensten habe die Rückgänge durch niedrigere Tarife in der Sprachkommunikation kompensieren können.

Bei den mobilen Breitbanddiensten verzeichnete die mobilkom per Ende Dezember 2008 rund 400.000 Kunden. Ende 2007 waren es nur 290.000 gewesen - ein Wachstum von 37,09 Prozent. Der Datenanteil an den Umsätzen stieg aber im Vergleich der vierten Quartale 2007 und 2008 nur von 30,7 auf 33,9 Prozent. Beim EBITDA steigerte sich die mobilkom im vierten Quartal um 16,8 Prozent auf 131,2 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis stieg gar um 34,9 Prozent auf 67,6 Millionen Euro.

(APA/futurezone)