Linux soll Standard-OS werden
Die Volksrepublik China scheint zum Linux-Land zu werden.
Der Zeitschrift "Taiwan Economic News" zufolge hat die chinesische Regierung entschieden, die neue einheimische Linux-Distribution "Chinese 2000" zum Standard-OS zu machen.
Microsoft würde damit der Weg auf einen der interessantesten IT-Märkte erschwert.
Fünf Prozent [56 Millionen] der Chinesen bereits online
China lag im ersten Quartal 2002 in absoluten Zahlen mit 56,6
Millionen Personen, die von zu Hause aus das Internet benutzten,
weltweit an zweiter Stelle. Nur in den USA, wo die
Durchdringungsrate derzeit bei über 50 Prozent liegt, nutzen mit 166
Millionen noch mehr Personen die Möglichkeit, im Internet zu surfen.
Dagegen liegt die Durchdringungsrate in China erst bei fünf Prozent.

Chinese 2000 und Kai Office 6.0 um 50 USD
"Chinese 2000"-Entwickler Chu Bong-foo hat sein Linux-OS diese Woche vorgestellt. Das Betriebssystem soll im Paket mit Kai Office 6.0 etwa 50 USD kosten.
Windows XP und Office XP hingegen sind mit 700 USD um einiges teurer.
Neben den Kosten spielen auch Sicherheitsbedenken der chinesischen Regierung gegen die Microsoft-Software eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für Chinese 2000.
Kein Großauftrag für Microsoft
Wie berichtet, hatte die Stadt Peking Anfang Jänner einen
Großauftrag an den chinesischen Linux-Distributor Redflag-Software
vergeben. Mitbewerber Microsoft hatte dabei das Nachsehen, der
Softwareriese kam als einziger von sieben Anbietern nicht zum Zug.

Regierung setzt auf Open Source
Die Entscheidung gegen Microsoft-Software bestätigt die Politik der chinesischen Regierung, bei Betriebssystemen und Programmen auf einheimische Open-Source-Produkte zu setzen.
So beschäftigt sich denn auch die größte staatliche Software-Schmiede Chinasoft vorrangig mit Linux und darauf basierenden E-Government-Lösungen.

Offizielles Lizenzieren zu teuer
Ein Grund für die chinesischen Affinität zu Open-Source-Software dürfte der WTO-Beitritt Mitte Dezember letzten Jahres sein.
Dieser bewirkt unter anderem, dass die geschäftstüchtigen Chinesen nicht länger ihrer Neigung frönen können, alles und jedes illegal zu reproduzieren - von Nike-Turnschuhen und Rolex-Uhren über Benetton-Zwirn bis zu Microsoft Windows.
Ein offizielles Lizenzieren der dem Vernehmen nach weit verbreiteten MS-Raubkopien allerdings käme China teuer zu stehen.
