05.01.2002

POLITIK.CN

Bildquelle: FuZo

Peking, Pinguine und Monopolkapitalisten

Bei einem IT-Großauftrag der Stadt Peking kommt Microsoft als einziger von sieben Anbietern nicht zum Zug.

Die chinesische Metropole setzt beim Betriebssystem künftig auf das heimische Redflag Linux. Die Entscheidung spiegelt einen Trend wider, der Microsoft den Zugang zu einem der interessantesten IT-Märkte verbauen könnte.

Redflag-Linux statt Monopolkapitalisten

Als Betriebssystem wird die Linux-Distribution von Redflag Software dienen, einem Spin-off der Chinesischen Akademie der Wissenschaften.

Der Auftrag zur Lieferung der Office-Automation-Software ging an das ebenfalls in China beheimatete Unternehmen Kingsoft.

Diese Entscheidung hat wohl weniger damit zu tun, was Gartner in der Analyse behutsam als "Schwierigkeiten, eine gute Beziehung zu pflegen" apostrophiert: dem nachvollziehbaren Widerwillen einer Volksrepublik gegen juristisch überführte Monopolkapitalisten.

Offizielles Lizenzieren zu teuer

Ein offizielles Lizenzieren der dem Vernehmen nach weit verbreiteten MS-Raubkopien allerdings käme China teuer zu stehen. Linux-Software "kann den chinesischen Unternehmen helfen, Kosten zu sparen", umschreibt Zhang Qui, ein hochrangiger MII-Beamter, vorsichtig diese Tatsache.

Deshalb werde die Regierung zukünftig vor allem die Entwicklung freier Software fördern. Es sei "ziemlich wahrscheinlich", dass China in Zukunft seine IT-Kerntechnologien selbst entwickle, präzisiert sein Vorgesetzter Xu Sungcheng.

In der Vorstandsetage in Redmond dürfte man solche Töne gar nicht gern hören - gilt China doch als der IT-Wachstumsmarkt der nächsten Dekade.