Filmdownloads auf der Überholspur
Bisher blieb die Filmindustrie vom breitflächigen Herunterladen von Filmen aus dem Netz verschont, doch auch hier zeichnet sich ein neuer Trend ab.
Laut einer Studie der US-Filmindustrie hat bereits jeder vierte Internet-User mindestens einmal illegal einen Film aus dem Netz geladen. Und auch eine OECD-Studie zeigt, dass User im Netz nicht mehr hauptsächlich nach Musik, sondern verstärkt nach Filmen suchen.
Demnach haben in den 30 Ländern der OECD im letzten Jahr zusammengezählt die illegalen Downloads von Filmen und Software die Musikdownloads bereits überholt.
Die OECD-Studie, die am Montag veröffentlich werden soll, zeigt, dass 2003 nur mehr 48,6 Prozent der Files in Tauschbörsen Musik-Files waren, im Vergleich zu 62,5 Prozent im Jahr zuvor. Videos stiegen demnach weltweit von 25,2 auf 27 Prozent.
Bei den Filmdownloads führen laut OECD die Europäischen Länder. 35,4 Prozent aller von deutschen Usern in der Tauschbörse KaZaA angebotenen Files waren Videos, während es in den USA nur 23,7 Prozent waren. Auch in Italien, Belgien, Frankreich, Norwegen, Großbritannien, Finnland und Polen waren demnach mehr als 24 Prozent der Downloads Filme.

Breitband fördert Downloads
Allerdings schlüsselte die Studie laut der Nachrichtenagentur AP nicht auf, welche der Downloads Film-Raubkopien waren und welche nicht.
Den größten Zuwachs erlebten laut OECD "andere Files", inklusive Software und Pornographie, die fast ein Viertel aller Downloads des letzten Jahres ausmachten und damit ihren Anteil verdoppelten.
Der US-Branchenverband der Filmindustrie, die Motion Picture Association of America [MPAA], fand in einer Umfrage unter 3.600 Internet-Usern, die häufig ins Kino gehen, wenig überraschend heraus, dass vor allem in Ländern mit einer hohen Breitbanddurchdringung auch mehr Filme aus dem Netz geladen werden.
Laut MPAA hat in Südkorea, das Land mit den meisten Breitband-Anschlüssen, bereits jeder sechste User einen Film aus dem Netz herunter geladen.

"Erziehung" zwecklos
Die Befragten gaben auch an, im Ausgleich für die Downloads weniger für DVDs und Kinotickets auszugeben. Sie würden laut MPAA mehr Filme herunterladen, wenn die Downloads schneller wären.
Mit ihrer Anti-Piraterie-Kampagne dürfte die Filmindustrie zudem weitestgehend auf taube Ohren stoßen. Ein Fünftel der Befragten gab an, keine Gewissensbisse dabei zu haben, wenn sie einen Film vor seinem Kinostart aus dem Netz saugen. Wenn ein Film bereits auf DVD erschienen ist, hält die Mehrheit einen Download des Streifens ebenfalls für ok.
Die Ergebnisse sind Wasser auf den Mühlen der Filmindustrie, die illegale Filmdownloads für ihre Verluste verantwortlich machen. Allerdings verzeichnete Hollywood im letzten Jahr einen Rekordumsatz an den Kinokassen von 10,85 Milliarden USD, bei einer Steigerung von fünf Prozent gegenüber 2002.
Das führen die die Studios jedoch auf die Anhebung der Kinokarten-Preise zurück, international seien die Kartenverkäufe um fünf Prozent gesunken, in Europa sogar um zwölf.
