Filmbranche fürchtet sich vor Downloads
Das illegale Kopieren von Spielfilmen hat in Deutschland zugenommen. Die Industrie will ihre umstrittene Kampagne "Raubkopierer sind Verbrecher" daher fortsetzen.
Von Jänner bis August 2003 wurden laut der "Brennerstudie" der deutsche Filmförderungsanstalt [FFA] 13,3 Millionen Filme aus dem Netz heruntergeladen.
Im gesamten Jahr 2002 wurden 15,5 Mio. Filme aus dem Netz heruntergeladen. Bei insgesamt zwei Millionen Downloadern erhöhte sich die Zahl der heruntergeladenen Filme damit auf sieben Filme pro Person.
Elke Esser, Geschäftsführerin der "Zukunft Kino Marketing", sprach bei der Vorstellung der Studie von einem "völlig fehlenden Bewusstsein, dass ein Film nicht nur ein kreativer Akt, sondern auch Arbeit ist". Noch gelte das Brennen und Herunterladen als Kavaliersdelikt, wie etwa das Parken im Halteverbot.
Auch die anonyme Studie mit 10.000 Befragten [ab zehn Jahren] habe gezeigt, dass es kaum ein Unrechtsbewusstsein gebe.
Die Hauptquelle für Filmkopien [66 Prozent] sind laut Studie bereits kopierte Filme von Freunden, die für die Industrie zum Schneeball-Effekt führen. Auf Platz zwei [41 Prozent] liegen aus dem Netz geladenen Filme.

Fehlende legale Angebote
Das Anbieten von Filmen aber auch Musik zum Download ist in Deutschland illegal.
Bei legalen Angeboten sieht es in Europa derzeit aber düster aus. Während in den USA die Online-Shops für Musik aus dem Boden schießen, stolpern hier zu Lande die Verhandlungen über neue Download-Angebote bei strittigen Lizenzvereinbarungen.
Apple verkauft über seine Musikplattform iTunes seit der Eröffnung Ende April im Schnitt über drei Millionen Songs pro Monat in den USA. Das deutsche "Musik-Portal" Musicload.de verkaufte im Vergleich dazu in den sechs Monaten seit seinem Start Ende August 2003 40.000 Titel.
Doch bei Film-Downloads sieht es selbst in den USA dunkel aus. Zwar gibt es bereits seit 2002 mit der Internet-Videothek "Movielink" eine entsprechende Plattform der fünf größten Hollywood-Studios. Doch der Erfolg derselben hält sich bis dato in Grenzen.
Verschärfte Strafverfolgung
Im vergangenen Jahr wurde die Strafverfolgung mit Hilfe der
deutschen Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen
verschärft. Die Zahl der beschlagnahmten Raubkopien wuchs um 54
Prozent, immer mehr Täter bekamen Gefängnisstrafen.

Film-Downloads werden behindert
Bei Movielink verhindern vor allem die streng gesetzten Nutzungsbedingungen einen weit reichenden Erfolg. Nach dem ersten Ansehen sind Filme nur mehr 24 Stunden nutzbar, das Brennen auf CD oder das drahtlose Übertragen an den Fernseher ist untersagt.
Damit ist die Nutzung der Filme am Fernseher weitgehend unterbunden. Alternativen, wie der Verkauf der Filme übers Netz, lehnen die Filmstudios aber ebenfalls ab. Sie haben Angst, dass Kopierschutzmechanismen leichter umgangen werden können und fürchten, dass durch den Online-Handel andere Medien wie DVDs Umsatzeinbußen erleiden könnten.
Laut der deutschen Studie würden DVDs jedoch darunter nicht leiden, 42 Prozent der Downloader gaben an ihrem Kaufverhalten nichts geändert zu haben. 14,5 Prozent kaufen mehr Filme auf DVDs oder VHS-Kassetten. Auch die Kinobesuche sind laut Angaben nicht zurückgegangen.
Damit hat sich die Industrie selber in eine Pattstellung begeben. Bei mangelnder Attraktivität wird das Angebot wenig genutzt, bei wenig Nutzung ist auch das Interesse an einem Ausbau desselben gering. Mit den Auswirkungen einer vergleichbaren Strategie kämpft derzeit bereits die Msuikindustrie.

Pläne für 2004
Für 2004 hat die deutsche Filmindustrie weitere Strategien entwickelt, um gegen illegale Downloads vorzugehen. So sei nun die Pilotphase für das digitale Wasserzeichen auf Filmen abgeschlossen; die Markierung könne im April 2004 flächendeckend eingesetzt werden, kündigte Esser an.
Auch Tauschbörsen werden von den Filmverleihern laut Esser verstärkt durchforstet.
Auf politischem Wege wolle man erreichen, dass eine Auskunftspflicht für die Anbieter eingeführt werde, um die Raubkopierer "aus dem Verborgenen" zu holen. "Wenn das Raubkopieren nicht stark zurück geht, besteht die Gefahr, dass die kulturelle Vielfalt abnimmt. Dann können kleine Filme vielleicht bald nicht mehr ermöglicht werden."