20.05.2002

LAN-PARTY

Bildquelle: fuZo

Erfurter spielen wieder Counter-Strike

Rund 60 Jugendliche haben sich am Pfingstwochenende in Erfurt das umstrittene Computerspiel "Counter-Strike" gespielt.

Das Spiel war nach dem Amoklauf am Gutenberg-Gymnasium, bei dem Ende April 17 Menschen starben, in die Kritik geraten. Der Todesschütze soll angeblich ein großer Counter-Strike-Fan gewesen sein.

"Bei dem Spiel geht es nicht darum, Leute zu töten", betonte hingegen Jens Pfotenhauer, Organisator der Erfurter LAN-Party [Netzwerkparty].

"Niemand wird zum Einzelgänger"

Konzentriert hat der Erfurter seine Augen auf ein kleines Fadenkreuz auf dem Monitor geheftet. Um ihn herum summt die mehr als 100.000 Euro teure Computertechnik.

Über einen Kopfhörer empfängt er Befehle von seinem Mitspieler, der ein paar Tische weiter sitzt. "Das Spiel macht niemandem zum Einzelgänger", sagt Christian Kraege.

"Man spielt es im Team und muss miteinander kommunizieren." Die Jugendlichen hatten lange diskutiert, ob sie die LAN-Party von Samstag bis Sonntag austragen.

"Spiel ist nicht für 17 Tote verantwortlich"

Counter-Strike-Fan Matthias Hinkelmann ist der Diskussionen um die Beweggründe des Todesschützen müde.

"Das Spiel ist nicht für 17 Tote verantwortlich", sagt er und fügt hinzu: "Ich habe von dem Thema wirklich genug." Seine beste Freundin habe in der Aula des Gutenberg- Gymnasiums gesessen. Er sei auf so vielen Trauerfeiern gewesen, dass er das Ereignis nie vergessen werde.

"Es geht nicht mehr. Ich kann das Thema nicht mehr hören."

20 Clans in Erfurt

Die Computerfreaks glauben, dass der Amoklauf den Spielgeist nicht beeinflussen wird. Allein in Erfurt gebe es rund 20 Spielgemeinschaften, so genannte Clans. Im Internet sowie bei LAN-Partys spielen sie um Punkte.

"Es geht um die Spielerehre", so versucht Torsten Breitag zu erklären, warum er zur Party gekommen ist. Die Clanmitglieder seien weder Einzelgänger noch Waffennarren.