Elefantenhochzeit könnte kippen
Die Übernahme Compaqs durch Hewlett-Packard droht am Widerstand der Familien der HP-Firmengründer zu scheitern. Die einflussreichen Nachkommen der Gründer William Hewlett und David Packard, die zusammen rund 18 Prozent der Aktien kontrollieren, lehnen das Geschäft inzwischen geschlossen ab.
Zuletzt entschied sich am Freitag auch die Familienstiftung der Packard- Familie, der größte HP-Einzelaktionär, gegen die Übernahme von Compaq.
Die Ablehnung der Geschäfts durch die mächtigen Familien der Firmengründer könnte nach Ansicht von einigen Analysten die Stimmung anderer Investoren entscheidend beeinflussen.
"Das Geschäft ist gestorben", sagte Doug Johanson von der Anlagefirma Vista Capital Partners der Agentur Bloomberg.
Der Vorstand der Packard-Stiftung habe nach sorgfältiger Analyse vorläufig entschieden, es sei für die Stiftungsinteressen besser, dass Hewlett-Packard die vorgeschlagene Transaktion nicht fortsetze, begründete die Vorsitzende Susan Packard Orr die Entscheidung. Die "David and Lucile Packard Foundation" kontrolliert 10,4 Prozent der HP-Aktien. Walter Hewlett und David Woodley Packard, die beiden ältesten Söhne der Firmengründer, hatten bereits im November ihre Opposition gegen den Zusammenschluss angekündigt. Sie haben insgesamt 7,5 Prozent der Anteile unter Kontrolle.
Packard-Stiftung gegen HP-Compaq-Fusion61 Prozent
HP und Compaq zeigten sich in einer gemeinsamen Erklärung enttäuscht über die Entscheidung der Packard-Stiftung und bekräftigten die Entschlossenheit, an der Transaktion festzuhalten.
Die Fusion werde "Branchenführung und Gewinnwachstum bringen". Sie wollen weiter versuchen, die breite Anlegerbasis von den Vorteilen eines Zusammengehens zu überzeugen.
Das HP-Managment muss jetzt mit einer "Road-Show" unter den institutionellen Anlegern um Zustimmung für die Fusion werben. Am Ende müssen 61 Prozent dieser Anleger für die Fusion stimmen, um sich gegen die Gründerfamilien, die 18 Prozent halten, durchsetzen.
Nach Ansicht von Beobachtern hängt auch die Karriere von HP-Chefin Carly Fiorina entscheidend davon ab, ob sie sich mit dem Geschäft durchsetzen kann.
Die Compaq-Übernahme mit einem Wert von rund 25 Milliarden USD [28 Mrd. Euro] war schon unmittelbar nach ihrer Bekanntgabe Anfang September in die Kritik geraten. Wegen sinkender Aktienkurse war das Volumen des Geschäfts sogar bis auf 18 Milliarden USD geschrumpft, erholte sich jedoch inzwischen wieder auf 25,3 Milliarden USD.
HP-Chefin verbreitet Fusions-OptimismusTraditon vs. Business
Jenseits der psychologischen Effekte, welche die Ablehnung der HP-Gründerfamilien mit sich bringen, muss das HP-Management jetzt die Anleger davon überzeugen, dass die Erben letztlich von einem Traditionsbewusstsein geleitet werden und die Fusion im Gegensatz dazu schlicht ökonomisch sinnvoll ist.
George Elling, Analyst der Deutschen Bank, sieht im Gegensatz zu seinem Kollegen von Vista Capital Partners die Fusion unter diesem Blickwinkel noch längst nicht endgültig gescheitert.
"Sie haben die ersten Spiele verloren, aber sie können die Meisterschaft noch gewinnen, wenn sie perfekt spielen", beschreibt der Analyst die Überzeugungarbeit als sportlichen Wettkampf.
Ein "Killer-Argument" für das HP-Managment ist dabei die Tatsache, dass das Unternehmen im schwierigen Marktumfeld immer noch Gewinne erzielt - auch wenn diese zuletzt drastisch gesunken sind.
