Schwarze Schicksalswoche für Libro
Das Tauziehen um die überschuldete Handelskette Libro wird immer heftiger.
Nach dem vergangene Woche ergebnislos abgehaltenen Bankengipfel benötige Libro dringend 300 Millionen ATS [21,8 Mio. Euro] Eigenkapital, um die Liquidität sicherzustellen. Ohne Kapitalspritze seien die Banken nicht bereit, auf einen Teil der Forderungen von insgesamt 2,3 Milliarden ATS zu verzichten.
Laut dem Wochenmagazin "Format" seien Gespräche mit einer Investorengruppe bereits weit gediehen. Zu der Gruppe zählten neben internationalen Investmentfonds auch österreichische Unternehmer - einer von ihnen Anton Stahrlinger, Eigentümer des Welser Büro- und Schreibwarengroßhändlers PBS Austria und Betreiber der "Skribo"-Filialen.
1,1 Millarden ATS für Restaurierung von Libro
Einem Rohbericht des Unternehmensberaters Roland Berger zufolge
beläuft sich der Liquiditätsbedarf für die Restrukturierung von
Libro auf 1,1 Milliarden ATS [79,9 Mio. Euro]. Im laufenden
Geschäftsjahr erwartet Roland Berger noch einmal 400 Millionen ATS
Verlust.

Bertelsmann ist potenzieller Käufer
Der zweite potenzielle Käufer, mit dem die Libro-Führung verhandelt, sei der deutsche Medienriese Bertelsmann.
Primus-Online, der Internet-Ableger des Metro-Konzerns, interessiere sich für die Web-Tochter von Libro, Lion.cc.
Sollte sich kein Käufer für Libro finden, wird es für den in die Krise geratene Buch- und Medienhandelskonzern eng.
Aktie fällt auf neue Tiefststände
Weit unter den offiziellen Erwartungen liegende Ergebniszahlen
für das Geschäftsjahr 2000/01 veröffentlichte Libro letzte Woche.
Das Geschäftsjahr endete am 28.2.2001.

TA hat Libro-Beteiligung abgeschrieben
Die Telekom Austria [TA] scheint ihre Bilanz 2001 vor Konsequenzen aus den Turbulenzen rund um Libro bewahrt zu haben.
Die Telekom hält zwar noch immer 25,1 Prozent an Libro. Die Beteiligung, für die man im Vorjahr noch 90,5 Millionen Euro [1,25 Mrd. ATS] hingeblättert hatte, sei aber bereits laut Geschäftsbericht im Geschäftsjahr 2000 auf null abgeschrieben worden.
Begründet wird dieser Schritt laut der Tageszeitung "Die Presse" mit den "signifikanten Verlusten bei Libro und ihren Tochtergesellschaften".
Gescheiterte Internet-Strategie
Die Beteiligung an Libro sei in erster Linie eingegangen worden,
um eine gemeinsame Internet-Gesellschaft aufzubauen. Da diese
Strategie nicht aufgegangen sei, sei die Beteiligung zur Gänze
abgeschrieben worden.

Rettberg in finanziellen Nöten
Der Kursverfall der Libro-Aktie bringt nun laut einem Bericht des Wochenmagazins "profil" auch den obersten Libro-Manager Andre Rettberg in finanzielle Schwierigkeiten.
Rettberg, der bereits seit dem Börsengang an Libro beteiligt ist, soll aus privaten Geschäften Bankschulden in zweistelliger Millionenhöhe angehäuft und diese mit - mittlerweile praktisch wertlosen - Libro-Aktien besichert haben.
Allein bei der Creditanstalt dürften sich seine Außenstände auf 30 Millionen ATS [2,18 Mio. Euro] belaufen, berichtet das Magazin.