27.05.2001

VOR & AUS

Bildquelle: FuZo

Schwarze Schicksalswoche für Libro

Das Tauziehen um die überschuldete Handelskette Libro wird immer heftiger.

Nach dem vergangene Woche ergebnislos abgehaltenen Bankengipfel benötige Libro dringend 300 Millionen ATS [21,8 Mio. Euro] Eigenkapital, um die Liquidität sicherzustellen. Ohne Kapitalspritze seien die Banken nicht bereit, auf einen Teil der Forderungen von insgesamt 2,3 Milliarden ATS zu verzichten.

Laut dem Wochenmagazin "Format" seien Gespräche mit einer Investorengruppe bereits weit gediehen. Zu der Gruppe zählten neben internationalen Investmentfonds auch österreichische Unternehmer - einer von ihnen Anton Stahrlinger, Eigentümer des Welser Büro- und Schreibwarengroßhändlers PBS Austria und Betreiber der "Skribo"-Filialen.

Bertelsmann ist potenzieller Käufer

Der zweite potenzielle Käufer, mit dem die Libro-Führung verhandelt, sei der deutsche Medienriese Bertelsmann.

Primus-Online, der Internet-Ableger des Metro-Konzerns, interessiere sich für die Web-Tochter von Libro, Lion.cc.

Sollte sich kein Käufer für Libro finden, wird es für den in die Krise geratene Buch- und Medienhandelskonzern eng.

TA hat Libro-Beteiligung abgeschrieben

Die Telekom Austria [TA] scheint ihre Bilanz 2001 vor Konsequenzen aus den Turbulenzen rund um Libro bewahrt zu haben.

Die Telekom hält zwar noch immer 25,1 Prozent an Libro. Die Beteiligung, für die man im Vorjahr noch 90,5 Millionen Euro [1,25 Mrd. ATS] hingeblättert hatte, sei aber bereits laut Geschäftsbericht im Geschäftsjahr 2000 auf null abgeschrieben worden.

Begründet wird dieser Schritt laut der Tageszeitung "Die Presse" mit den "signifikanten Verlusten bei Libro und ihren Tochtergesellschaften".

Rettberg in finanziellen Nöten

Der Kursverfall der Libro-Aktie bringt nun laut einem Bericht des Wochenmagazins "profil" auch den obersten Libro-Manager Andre Rettberg in finanzielle Schwierigkeiten.

Rettberg, der bereits seit dem Börsengang an Libro beteiligt ist, soll aus privaten Geschäften Bankschulden in zweistelliger Millionenhöhe angehäuft und diese mit - mittlerweile praktisch wertlosen - Libro-Aktien besichert haben.

Allein bei der Creditanstalt dürften sich seine Außenstände auf 30 Millionen ATS [2,18 Mio. Euro] belaufen, berichtet das Magazin.