Libro-Aktie setzt Talfahrt fort
Der von enormen Verlusten und drückender Schuldenlast gezeichnete Buch- und Medienhandelskonzern Libro ringt ums Überleben: Der akute Liquiditätsbedarf wurde am Dienstag mit 300 Millionen ATS vom Konzern bestätigt.
Das Unternehmen sollte jedenfalls "raschest feststellen, ob noch Zahlungsfähigkeit besteht", heißt es beim Kreditschutzverband von 1870 [KSV].
Liegt keine Zahlungsfähigkeit vor und kann die Zahlungsunfähigkeit nicht innerhalb von 60 Tagen behoben werde, wäre ein gerichtliches Verfahren "unvermeidlich", so der Gläubigerschutzverband.
2,3 Milliarden ATS Schulden
Die Gläubigerbanken, bei denen Libro mit insgesamt 2,3 Mrd. ATS in der Kreide steht, werden "stillhalten", so Bankenkreise.
"Die Kreditlinien sind offen"
"Die Kreditlinien sind offen", betonte ein Banker nach der kurzfristig einberufenen Beratungsrunde zwischen Eigentümervertretern und Kreditgebern am Dienstagabend.
"Keine der Banken hat Interesse daran, dass die Firma in irgendeiner Weise in Ausgleich oder Konkurs geht."
Bekräftigt wurde von Eigentümerseite der kurzfristige Finanzbedarf über 300 Mio. S [21,8 Mio. Euro] für das laufende Geschäft. Die Gläubigerbanken erwarten, dass die akut erforderlichen 300 Mio. S die Eigentümer [UIAG, DBAG, Management, Telekom Austria] zuschießen.
Rekordverlust
Libro hat mit den heute vorgelegten - neuerlich vorläufigen -
Bilanzzahlen die schlimmsten Befürchtungen weit übertroffen. Das
EBITDA des Geschäftsjahres 2000/01 belief sich auf minus 837
Millionen ATS [61 Millionen Euro] gegenüber plus 89 Millionen ATS im
vorangegangenen Jahr.

Aktie sucht immer neue Tiefen
Nach Ansicht von Sanierungsexperten folge in der Regel auf die Bekanntgabe der Überschuldung "die Zahlungsunfähigkeit auf den Fuß". Das Unternehmen müsse davon ausgehen, dass es künftig keinen Handelskredit mehr erhalte.
Die Libro-Aktie hat ihre rasante Talfahrt an der Wiener Börse im gestrigen Späthandel noch beschleunigt und mit einem Minus von 20,13 Prozent auf dem Rekordtief von 3,81 Euro geschlossen. Es war das der größte Kursrückgang an einem Tag seit der Börseneinführung.
Die Notierung hat damit offensichtlich aber immer noch nicht ihren Boden gefunden. Im heutigen Handel verlor die Aktie erneut fast drei Prozent und notiert jetzt bei 3,7 Euro.
"rettetlibro" auf geocities
Seit einiger Zeit gibt es auch eine spezielle
"rettetlibro"-Hompage, auf der User ihrem Ärger über die nicht
umgesetzten Ankündigungen und Versprechen des Libro-Managements der
vergangenen Monate Luft machen.

Mail an Rettberg
Auf der "rettetlibro"-Seite wird den Usern unter anderem empfohlen, eine Mail an Konzernchef Andre Rettberg zu senden ["Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung, wie oft Ihnen als Anleger nicht die Wahrheit gesagt wurde. Wollen Sie Herrn Rettberg etwas sagen?"] oder die Wertpapieraufsicht zu kontaktieren.