Libro bestätigt Rekordverlust
Weit unter den offiziellen Erwartungen liegende Ergebniszahlen für das Geschäftsjahr 2000/1 veröffentlichte heute der Buch- und Medienhandelskonzern Libro, selbst ernannter Pionier des E-Kommerz in Österreich. Das Geschäftsjahr endete am 28.2.2001.
Nach dem derzeitigen Stand der Bilanzierung wird das Konzernergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern [EBITDA] bei minus 837 Millionen ATS [minus 60,8 Mio. Euro] liegen und damit weit schlechter sein, als noch am 27. April mit 230 Millionen ATS angenommen worden war.

Besser als schlimmste Erwartung
Allerdings liegen die jetzt vorgelegten Zahlen unter jenen, die das Magazin "profil" gestern kolportiert hatte. Demnach sollten die Verluste über einer Milliarde ATS [73 Mio. Euro] liegen.
Im vorigen Geschäftsjahr hatte Libro noch ein positives EBITDA von 6,5 Millionen Euro erzielt. Die revidierten Zahlen wurden von Libro heute in einer Ad-hoc-Mitteilung verbreitet.
An der Wiener Börse schloss die Libro-Aktie, die seit Beginn dieses Jahres bereits mehr als 75 Prozent ihres Werts eingebüßt hatte, gestern nach dem Bericht um 7,5 Prozent unter dem bisherigen Rekordtief vom letzten Freitag. Die Aktie fiel bei hohen Umsätzen damit auf einen neuen Tiefststand von 4,85 Euro.
Heute verlor die Notierung im frühen Handel erneut stark. Sie fiel um rund 16 Prozent auf vier Euro.
Die Ergebnisdifferenz gegenüber den am 27. April publizierten Prognosewerten führt die Libro AG im Wesentlichen auf eine Rückstellung für die geplante Schließung von Libro Deutschland in Höhe von 250 Millionen ATS, die Restrukturierung von Amadeus [40 Mio. ATS], einen Forderungsverzicht gegenüber Libro Deutschland [266 Mio. ATS] sowie eine zusätzliche Warenabwertung in Höhe von 51 Millionen ATS zurück.

Sanierungskonzept
Der konsolidierte Umsatz der Libro-Gruppe wird heute bei 5,461 Milliarden ATS erwartet, das Betriebsergebnis [EBIT] bei minus 982 Millionen ATS und das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit bei minus 1,218 Milliarden ATS nach minus 139 Millionen ATS im Jahr zuvor.
In der Zwischenzeit sei intern ein Sanierungskonzept erstellt worden, das seit einer Woche von der Managementberatung Roland Berger auf Plausibilität und Machbarkeit überprüft wird, teilt die Libro AG weiters mit.
Das Konzept diene als Basis für die bereits angelaufenen Verhandlungen der Großaktionäre mit Finanzinvestoren und strategischen Partnern, um wieder eine vernünftige Eigenkapitalausstattung herzustellen und die Finanzierung der Sanierung der Libro-Gruppe sicherzustellen.
Der gesuchte Investor könnte laut einem Bericht des Magazins "Format" der deutsche Medienriese Bertelsmann sein, dem Interesse am Einstieg bei Libro nachgesagt wird.
Schulden
Die Bankschulden der Libro-Gruppe stiegen zum Bilanzstichtag
28.2.2001 auf 2,3 Milliarden ATS, ein Jahr zuvor hatten sie 1,1
Milliarden ATS betragen. Die Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten
beziffern sich auf 544 Millionen ATS [Vorjahr 889]. Aus dem hohen
Jahresverlust ergibt sich vorläufig ein negatives Eigenkapital der
Libro-Gruppe von minus 315 Millionen ATS.
