Bertelsmann soll Libro retten
Die börsenotierte Libro AG ist laut einem Bericht in der jüngsten Ausgabe des Nachrichtenmagazins "profil" bilanziell überschuldet.
Der Verlust im abgelaufenen Geschäftsjahr 2000/2001 [per Ende Februar] belaufe sich auf eine Mrd. ATS bei einem Umsatz von 5,5 Mrd. ATS. Die Bankverbindlichkeiten würden 2,8 Mrd. S betragen.
"Wir gehen von einem sofortigen Kapitalbedarf in der Höhe von 300 Mio. ATS. aus", berichtete ein Aufsichtsrat des Unternehmens nach einer außerordentlichen Aufsichtsratsitzung am vergangenen Freitag. "Format" berichtet von Bankschulden in der Höhe von 2,2 Mrd. ATS.
Rettungsplan soll in zwei Wochen vorliegen
In den nächsten 14 Tagen werde sich laut "profil" entscheiden, ob
und wie Libro gerettet werden könne. Ohne frische Liquidität könnte
das Unternehmen bereits in den nächsten Wochen nicht nur mit den
Zinszahlungen an die Banken sondern auch mit den
Gehaltsüberweisungen an die rund 3.000 Mitarbeiter in Rückstand
geraten. Die Lage sei prekär, denn zu allem Überfluss habe die
Wirtschaftsprüfungskanzlei Arthur Andersen eine buchmäßige
Überschuldung des Konzerns fest gestellt.

Management zieht Notbremse
Die größten Bankengläubiger des Handelskonzerns seien laut "profil" die Bank Austria mit 700 Mio. ATS, die Oberbank mit 400 Mio. ATS, Erste Bank, Deutsche Bank und Raiffeisen Zentralbank mit jeweils rund 300 Mio. ATS sowie die Postsparkasse [200 Mio. ATS] und die Bank für Kärnten und Steiermark [100 Mio. ATS].
Hinzu kommen erhebliche Außenstände bei den Lieferanten. Vergangenen Dienstag habe das Libro-Management die Notbremse gezogen und die Einkaufsleiter angewiesen, neue Ware nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Vorstands zu bestellen.
Ähnlich sieht die "Format"-Liste aus - nur für die Bank Austria wird ein anderer Betrag, nämlich 600 Mio. ATS ausgewiesen.
Hugendubel als potenzieller Investor?
Um den raschen Finanzbedarf des Unternehmens zu decken, suche
Libro-Chef Andre Rettberg mittlerweile laut "profil" ein Konsortium
aus potenziellen Investoren für den Einstieg bei der Medienkette.
Konkret würden Billa-Chef Veit Schalle, der niederösterreichische
Papiergroßhändler Walter Babel, Libro-Aufsichtsrat Karl-Michael
Millauer und der Wiener Geschäftsmann August Andre de Roode genannt.
Gerüchteweise soll auch die Münchner Verlagsgruppe Hugendubel an
einem Einstieg bei Libro oder am Kauf ihrer Buchhandelstochter
Amadeus interessiert sein.

Libro-Führung reist zu Bertelsmann
"Format" wiederum berichtet, der Consulter Roland Berger sei engagiert worden, um verschiedene Fortführungsvarianten für Libro zu bewerten.
Rettung könnte demnach in Form des deutschen Medienriesen Bertelsmann nahen, der Interesse an einem Libro-Einstieg zeige.
Erst am vergangenen Donnerstag sei die Libro-Führung zu Verhandlungen mit Bertelsmann nach Deutschland gereist. Die Banken würden Druck auf eine rasche Lösung machen.