Die IT-Woche im Überblick

08.12.2007

Der Nationalrat beschließt eine Novelle zum Sicherheitspolizeigesetz und räumt der Polizei Zugriff auf Mobilfunk-Standortdaten und IP-Adressen ohne Richtervorbehalt ein, die ersten OLPC-Laptops werden ausgeliefert, und "Krone"-Blogger Hans Dichand hat einen Doppelgänger - das war die IT-Woche vom 2. bis 8. Dezember.

Mit der Donnerstagnacht im österreichischen Nationalrat beschlossenen Novelle des Sicherheitspolizeigesetzes [SPG] wurden die Befugnisse der Sicherheitsbehörden erweitert. Die Polizei erhält künftig ohne Richtervorbehalt Zugriff auf Handy-Standortdaten und IP-Adressen.

Die Novelle wurde wenige Stunden vor der Abstimmung von den Regierungsparteien geändert und nicht im Innenausschuss des Parlaments behandelt. Der Zugriff auf die IP-Adressen konnte nach einer Intervention des Verbandes der österreichischen Internet-Provider [ISPA] im letzten Moment auf "konkrete Gefahrensituationen" beschränkt werden. Außerdem muss der Rechtsschutzbeauftragte des Innenministeriums nachträglich informiert werden.

Die Gesetzesänderung, die mit den Stimmen von SPÖ und ÖVP beschlossen wurde, stieß schon im Vorfeld auf heftige Kritik. Der grüne Abgeordnete Peter Pilz sprach von "DDR-Methoden", Datenschützer Hans Zeger [ARGE Daten] vermutete: "Die Polizei will sich so vorbeugend den Zugriff auf die Daten aus der Vorratsdatenspeicherung sichern."

Kritik gab es auch von der Wirtschaftskammer Österreich. Sie beklagte die "überfallsartige Ausdehnung des Auskunftanspruches" und forderte die Regierung auf, künftig "gemeinsame Lösungen mit den betroffenen Branchen im Vorhinein anzustreben".

Erste OLPC-Laptops ausgeliefert

Die Initiative One Laptop Per Child [OLPC] hat unterdessen nach einer Reihe von Pilotprojekten vergangene Woche die Serienauslieferung ihres Billig-Notebooks gestartet und 100.000 Laptops an Uruguay geliefert.

Die Geräte werden nun an Bildungseinrichtungen verteilt. Der Einsatz der Geräte in Schwellenländern erfordert umfangreiche Sicherungsmaßnahmen.

XP auf XO

Um Windows auch den Nutzern in Schwellenländern schmackhaft zu machen, möchte Microsoft sein Betriebssystem Windows XP nun auch auf den XO-Notebook der OLPC-Initiative portieren.

Blogger Dichand und sein "Fälscher"

"Kronen Zeitung"-Herausgeber Dichand, der seit kurzem ein eigenes Weblog unterhält, fand sich vergangene Woche einem virtuellen Doppelgänger gegenüber. Das sei nicht erlaubt, schrieb Dichand: "So werde ich versuchen, diese Fälscher auszuforschen und zu zwingen, mit dieser - wie ich glaube - einmaligen verbotenen Handlung aufzuhören." Wie er das anstellen will, ließ Dichand offen.

Anders als der "echte Dichand" rief der "falsche Dichand" am Freitag zum Protest gegen die Novelle des Sicherheitspolizeigesetzes auf: "Ich bin von unserer Regierung, die dies an der Bevölkerung vorbeischummeln wollte, sehr enttäuscht, und ich rufe jeden mündigen Bürger auf, sich gegen diese Novelle zu wehren."

IPhone wieder exklusiv bei T-Mobile

Die Deutsche Telekom darf das Multimedia-Handy iPhone in Deutschland weiter exklusiv anbieten. Das entschied das Hamburger Landgericht am Dienstag. Die vor zwei Wochen von Vodafone erwirkte einstweilige Verfügung gegen die Anbieterbindung sei nun aufgehoben, entschied das Gericht.

Konsequenzen der Deutschland-Entscheidung für das Vertriebsmodell in Österreich seien zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzbar, sagte eine T-Mobile-Sprecherin gegenüber ORF.at. Der offizielle Verkaufsstart des iPhone in Österreich soll laut T-Mobile 2008 erfolgen.

Nokia setzt auf Musik

Der Handyhersteller Nokia und der Musikkonzern Universal Music kündigten am Dienstag den Start ihres Musikdienstes "Comes With Music" an. Käufer von neuen Nokia-Mobiltelefonen sollen ein Jahr lang kostenlos auf mehr als eine Million Musiktitel zugreifen und die Songs auf PC und Handy herunterladen können, teilten die Unternehmen mit.

Wikipedia vs. Brockhaus

Die von den Lesern mitgestaltete Online-Enzyklopädie Wikipedia hat bei einem Qualitätstest besser abgeschnitten als die Online-Ausgabe des Brockhaus. Wikipedia liegt dabei vor allem in der Aktualität vorne, lautete das Testergebnis.

Der Brockhaus-Verlag sah die im Magazin "stern" veröffentlichte Studie hingegen als "schiefen Vergleich". "Da werden Äpfel mit Birnen verglichen", sagte ein Verlagssprecher.

Roboter-Geiger

Toyota bastelt offenbar am elektronischen Orchester: Nach dem Trompete spielenden Roboter kommt nun der Geigenvirtuose.

Schrumpfende Supercomputer

IBM-Forscher gaben am Donnerstag bekannt, einen Durchbruch in der Konstruktion von Prozessoren erzielt zu haben, der in Zukunft Supercomputer auf die Größe von Laptops schrumpfen lassen könnte.

Der Schüssel sei der Einsatz von Lichtimpulsen anstelle elektrischer Signale, um die einzelnen Rechenkerne eines Chips miteinander zu verbinden, erläuterten die Wissenschaftler.

Aus für Amazon-"Geschenkpatent"

Das Europäische Patentamt (EPA) erklärte am Freitag das umstrittene "Geschenkpatent" des Online-Händlers Amazon für ungültig.

Das Patent erfülle die Voraussetzungen nach dem europäischen Patentübereinkommen nicht, hieß es in einer Mitteillung des EPA.