Hans Dichand gegen "Hans Dichand"
In der Sonntag-Ausgabe kündigte "Krone"-Herausgeber und Blogger Hans Dichand an, einen unbekannten "Fälscher" seines Blogs "zu überführen". "Wer ihr 'wahrer' Hans Dichand ist, das entscheiden immer noch Sie, geneigter Leser", antwortet der Parodist.
"Mit großer Sorge musste ich beobachten, dass unlängst ein sogenanntes 'Blog' gestartet wurde, in dem Behauptungen in meinem Namen ausgesprochen werden. Dem treuen Leser meiner bescheidenen Beiträge ist natürlich sofort klar, dass es sich hierbei um eine Fälschung handelt", heißt es in einem Blog-Eintrag vom 21. November, der mit "Hans Dichand" abgezeichnet ist.
"Kaum habe ich als Blogger begonnen"
Am Samstag wiederum fand sich ein weiterer Blogeneintrag anderswo zum selben Thema, der wiederum als Autor einen "Hans Dichand" hat.
"Kaum habe ich als Blogger begonnen, taucht plötzlich ein Unbekannter auf, der sich auch Hans Dichand nennt und mit einem Foto von mir im Internet erscheint", heißt es da.
Dichand Nummer zwei ist echt
Obwohl der Zeitablauf der wechselseitigen Zuschreibung von Fälscherei den umgekehrten Schluss nahelegt, so ist der zweite Dichand echt, das unterstrich auch ein gleichlautender Eintrag in der Print-Ausgabe der "Kronen-Zeitung" vom Sonntag.
Das Erstaunliche daran ist weniger, dass da ein Prominenter im Netz parodiert wird, sondern dass der mächtigste Medienmacher der Republik dem Netz-Paradigma der Interaktivität folgt und sich zu einer Antwort genötigt sieht.
"Fälscher überführen"
Freilich auf seine Art.
"Ich werde natürlich sofort versuchen, diesen Fälscher zu überführen" schreibt der echte Dichand im "Krone"-Blog und gleichlautend auf Papier. Postwendend fragte sich der falsche Dichand "wohin" er überführt werden sollte und weshalb.
Zum einen dürfte es auch für weniger geübte Internet-Benutzer nicht allzu schwer sein, das echte und das falsche Blog auseinander zu halten, das der Parodist via hansdichand.blogspot.com schreibt, während der echte naturgemäß auf der Domain Krone.at zu Hause ist.
"Aus österreichischer Sicht"
Zudem weist der Pseudo-Dichand, der unter dem Titel "Aus österreichischer Sicht" seine "Gedanken zu den Ereignissen in unserem schönen Land" zum Besten gibt, auf seinem Blog ohnehin aus, dass er nicht der echte Dichand ist.
"Die hier geschriebenen Beiträge verwenden das Stilmittel der Satire... Sie dienen alleine der Unterhaltung. Keiner der Texte wurde vom österreichischen Journalisten Hans Dichand oder einem anderen Mitarbeiter der Kronenzeitung verfasst."
Verwechslungsgefahr, inhaltlich
Inhaltlich ist die Gefahr einer Verwechslung freilich durchaus gegeben. Ganz wie der Echte macht der Nachahmer die EU für alles Mögliche verantwortlich und spart nicht mit guten Ratschlägen an die Mächtigen dieser Welt.
Dazu hält Pseudo-Dichand ebenso gern im Schreiben inne wie das Original, um den eigenen Patriotismus zu unterstreichen, "treue Leser" zu belobigen oder verlorene Wertesysteme zu beschwören.
"Einzigartiges Kapitalverbrechen"
Das ist nicht das allein Satireträchtige an diesem medialen Doppelspiel.
Ein Teil der Kommentare zum echten Dichand-Blog - es sind insgesamt erstaunlich wenige, wenn man sie etwa mit dem abgedruckten Leserbrief-Aufkommen in der Printausgabe der "Kronen-Zeitung" vergleicht - steht ebenfalls unter Verdacht, nicht so ernst gemeint zu sein, wie vorgegeben.
So bietet ein "treuer Leser" Unterstützung "bei der Verfolgung dieses wohl einzigartigen Kapitalverbrechens in den Weiten des Internet" an.
"Bei der Müllabfuhr"
Bei einem zweiten Autor liegt der Fall nicht ganz so klar, denn der trifft den Stil der auf den "Krone"-Leserbriefseiten üblichen Reimeschmiederei so genau, dass der Eintrag ebensogut echt sein könnte:
"Was soll ich zu dieser Frechheit sagen,
ein solches Falsifikat zu wagen?
Ein Fälscher hinterlässt auch seine Spur
und landet schließlich bei der Müllabfuhr!"
Der dorthin abkommandierte Parodist gibt sich hingegen ungerührt: "Wer ihr 'wahrer' Hans Dichand ist, das entscheiden immer noch Sie, geneigter Leser."
Was die scheinbare Vervielfachung eines Prominenten durch das Internet angeht, so gibt es dafür unzählige Beispiele.
Eines der bekanntesten "Opfer" ist Apple-Chef Steve Jobs, dem ein zum Verwechseln ähnlicher und hartnäckiger Parodist seit Jahren permanent im Nacken sitzt.