"Stern"-Studie: Brockhaus wehrt sich
Äpfel, Birnen, Editionen
Der Brockhaus-Verlag sieht die vom Magazin "Stern" veröffentlichte Studie über das Online-Lexikon Wikipedia und den Brockhaus-Internet-Auftritt als schiefen Vergleich. "Da werden Äpfel mit Birnen verglichen", sagte Brockhaus-Sprecher Klaus Holoch am Freitag zu Agenturjournalisten.
In der Untersuchung von 50 Stichwörtern aus verschiedenen Gesellschaftsbereichen hatte der Wissenschaftliche Informationsdienst Köln [WIND] Wikipedia deutlich bessere Noten gegeben als brockhaus.de.
Unterschiedliche Editionen
Holoch erklärte, die Studie habe die bei brockhaus.de eingestellte Substanz der 15-bändigen Brockhaus-Ausgabe "mit der großen Substanz von Wikipedia verglichen". Die deutsche Wikipedia-Ausgabe enthält knapp 700.000 Artikel. Wenn, dann hätte man Wikipedia mit der 30-bändigen Brockhaus-Enzyklopädie mit ihren 300.000 Stichwörtern vergleichen sollen, deren Substanz ebenfalls online zur Verfügung stehe, sagte der Sprecher. Der Zugriff auf den Online-Brockhaus ist freilich kostenpflichtig.
Er räumte ein, dass Brockhaus derzeit "noch von einem Print-Betrieb geprägt" sei. Das ändere sich jedoch: Man sei dabei, dem gedruckten Nachschlagewerk ein optimales Online-Angebot zur Seite zu stellen. "Wir arbeiten daran, aber wir sind sicherlich noch ein Weilchen unterwegs, bis wir online so stark sind wie wir das bereits in der Print-Welt sind."
Wissenschaftler mahnt zur Knappheit
Für das Kölner Institut WIND bekräftigte der Forscher Ulrich Kämper, man sei bei der Untersuchung auf "diverse Aussetzer" und "einige Schnitzer" bei Brockhaus gestoßen. Besonders bei der Aktualität habe Wikipedia "eindeutig die Nase vorn". Er nannte als Beispiele den Tod von Luciano Pavarotti und den Nobelpreis für Doris Lessing.
Die Stärken von Brockhaus seien Knappheit und Übersichtlichkeit. Bis zu 50 Wikipedia-Seiten zu einem Stichwort seien dagegen eine "Informations-Überfrachtung": "Damit können viele Leute gar nichts mehr anfangen." Die richtige Synthese aus beiden wäre "ein Brockhaus in der Knappheit, wie er jetzt da ist, aber dann aktueller und präziser".
(dpa)