Wurm "Sasser" bricht alle Rekorde
Der Wurm "Sasser" hat nicht nur den Temporekord für eine erfolgreiche Wurmattacke über eine Windows-Lücke gebrochen, auch der Autor wurde in Rekordzeit ausgeforscht:
Der Schädling hat nur 18 Tage nach Bekanntwerden der Mängel zugeschlagen und nur weitere sieben Tage später wurde der mutmaßliche Urheber festgenommen.
Dass dies überhaupt gelang, ist allerdings allein schon höchst ungewöhlich: Es wird davon ausgegangen, dass etwas weniger als 70.000 verschiedene Viren im Internet unterwegs waren oder sind, dagegen wurden aber nur lächerlich wenige Autoren ausgeforscht und die Zahl der Verhaftungen dürfte weltweit unter Zwanzig liegen.
Auch der "Sasser"-Autor ist erst durch einen telefonischen Hinweis aus seinem Bekanntenkreis an Microsoft Deutschland aufgeflogen.
Beim jetzt Festgenommenen handelt es sich um einen 18-Jährigen aus Niedersachsen. Er hat bereits ein umfassendes Geständnis abgelegt. Auch der Wurm "Netsky" geht auf das Konto des "Sasser"-Autors.

Zivilprozess könnte schwerwiegend sein
Nach seiner Vernehmung ist der Sasser-Autor wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Bei einer strafrechtlichen Verfolgung dürfte er verhältnismäßig glimpflich davon kommen:
Bei einer Verurteilung wegen Computersabotage drohen ihm zwar bis zu fünf Jahre Freiheitsstrafe. Bislang wurden die Täter jedoch in Europa und den USA meist zu Bewährungsstrafen oder Sozialdiensten verurteilt.
Zudem fällt der größte Teil der Tatzeit unter das Jugendrecht, da er erst vor wenigen Tagen 18 Jahre alt geworden ist.
"Wenn er aber zivilrechtlich belangt wird, kann er einpacken", schätzt der Karlsruher Virenexperte Christoph Fischer.
Weltweit wurden allein bisher über eine Million Computer von dem Virus befallen, auch der Flughafen Wien und die ÖBB waren betroffen.
Den deutschen Behörden ging am Wochenende noch ein zweiter Virenprogrammierer ins Netz: In Baden-Württemberg wurde ein 21- Jähriger festgenommen, der nach eigener Aussage zusammen mit anderen den Trojaner "Agobot" programmiert hat, der später in "Phatbot" umbenannt wurde.

Autoren selten erwischt
Die meisten Virus-Autoren werden allerdings nie erwischt und dies gilt in besonderem Maße für die Urheber der Schädlinge, die besonders erfolgreich waren: Die meisten Verhaftungen betreffen Nachahmer und Trittbrettfahrer, die oft nur einen bekannten Virus leicht modifiziert haben.
Von den Urhebern der bekannteren Viren konnten bislang nur vier dingfest gemacht werden: Der als Schöpfer des legendären "ILOVEYOU"-Virus verdächtigte Onel de Guzman wurde vor rund vier Jahren zwar ausgeforscht, aber wegen mangelnder Gesetze in den Philippinen strafrechtlich nicht belangt.
Ähnlich erging es auch ein Jahr zuvor dem Autor des verheerenden Win-CIH-Virus ["Tschernobyl"], der mangels Schaden in seiner Heimat Taiwan straffrei davonkam. Der mutmaßliche Urheber des "Kurnikowa"-Virus kam schließlich auch straffrei davon.

Melissa-Autor in Haft
In den USA ist schließlich der Schöpfer des Wurms "Melissa" sogar zu einer Haftstrafe verurteilt worden:
David Smith hat allerdings eine wesentliche Verkürzung seiner Haftzeit auf 20 Monate ausgehandelt und dafür mindestens zwei Jahre lang undercover für das Bundeskriminalamt FBI gearbeitet.
Darüber hinaus hat das FBI diverse Rechnungen für Smith beglichen. Smith hat der Polizei im Gegenzug Informationen über andere Virenschreiber geliefert, die unter anderem zur Verhaftung des Autors des Anna-Kournikova-Virus geführt haben.
