"Sasser"-Autor festgenommen
Die deutsche Polizei meldet einen außergewöhnlichen Fahndungserfolg: Demnach wurde der mutmaßliche Programmierer des Wurms "Sasser" festgenommen.
Es handele sich um einen 18-Jährigen aus Niedersachsen, sagte am Samstagmorgen ein Sprecher des Landeskriminalamtes [LKA] in Hannover, Frank Federau. Der junge Mann sei am Freitag in Rotenburg gefasst worden.
"Aufgrund der detaillierten Aussage des Schülers zu den von ihm verbreiteten Viren konnte er eindeutig als Urheber identifiziert worden", erklärten Staatsanwaltschaft und LKA.
Bei der Durchsuchung im Elternhaus des 18-Jährigen in Waffensen bei Bremen wurde ein Computer sichergestellt, auf dem sich der Quellcode des Virus befindet. Noch während der Durchsuchung habe sich der Schüler entschlossen, eine Aussage zu machen. Dann habe er auf der Polizei-Dienststelle ein Geständnis abgelegt.

Bei Microsoft verraten
Hinweise zur Ausforschung des Sasser-Autors sollen unter anderem aus den USA durch das FBI und den CIA gekommen sein.
Aufgeflogen ist der Autor aber erst, nachdem Bekannte ihn bei Microsoft Deutschland telefonisch verraten haben.
"Die Personen haben bei uns angerufen", so MS-Sprecher Sascha Hanke. Dann hätten die Anrufer auf Bitten von Microsoft Beweise für die Urheberschaft dafür besorgt. "Der hat ihnen das freiwillig gegeben", sagte Hanke.
Daraufhin seien Beamte des LKA und der Staatsanwaltschaft Verden aktiv geworden. Die Mutter des Burschen betreibt eine Computer-Service-Firma, die Unternehmen bei EDV-Notfällen helfen soll.
250.000 USD Kopfgeld
Angelockt wurden die Tippgeber durch die Aussicht auf eine
Belohnung. Microsoft gab an, den Informanten bei einer Verurteilung
des 18-Jährigen 250.000 USD Belohnung auszuzahlen.

Auch für "Netsky" verantwortlich
Der Jugendliche wollte nach eigenen Angaben zunächst einen Antivirus programmieren, der andere Viren von befallenen Rechnern entfernen sollte. Der Virus namens "Netsky A" sollte etwa die Viren "Mydoom" und "Bagle" bekämpfen.
Angespornt durch Computer begeisterte Klassenkameraden habe er dann "Netsky" zu "Sasser" weiter entwickelt. Über die dadurch entstandenen Schäden habe er sich "keine Gedanken" gemacht, erklärten die Behörden.
Der jetzt Festgenommene 18-Jährige wurde nach seinem Geständnis wieder auf freien Fuß gesetzt, unter anderem weil er aus "geordneten Verhältnissen" stammt.
Der Schüler, der sich selbst als "leidenschaftlichen Hobby-Programmierer" ist nach bisherigen Erkenntnissen ein Einzeltäter.
Die Netsky-Familie hat bereits am 23. April einmal das Alphabet ausgeschöpft:

Ausblick
Bei einer strafrechtlichen Verurteilung dürfte der Sasser-Autor, der erst vor wenigen Tagen 18 Jahre alt geworden ist, verhältnismäßig glimpflich davon kommen:
Der größte Teil der Tatzeit fällt damit unter das Jugendrecht.
Bei einer Verurteilung wegen Computersabotage drohen ihm zwar nach Angaben des LKA bis zu fünf Jahre Freiheitsstrafe.
Bislang wurden die Täter jedoch in Europa und den USA meist zu Bewährungsstrafen oder Sozialdiensten verurteilt.
"Wenn er aber zivilrechtlich belangt wird, kann er einpacken", schätzt der Karlsruher Virenexperte Christoph Fischer.
Immerhin waren von Sasser weltweit mehr als eine Million Rechner betroffen, darunter auch 300.000 Computer der Deutschen Post sowie 19 Stationen der britischen Küstenwache.
