Schadensberichte zum Wurm "Sasser"
Der Wurm "Sasser", der sich seit Samstag verbreitet, hat zum Beginn der Arbeitswoche auch in Österreich weitere Opfer gefordert: Der Schädling suchte unter anderem die ÖBB und den Flughafen Wien-Schwechat heim, wo eine Anzeigetafel kurzfristig eine Art "Blackout" erlitt, wie Sprecher Hans Mayer mitteilte.
Am Wiener Flughafen wurde die betroffene Computeranlage kurzfristig aus Sicherheitsgründen abgeschaltet, sagte Mayer. Auswirkungen hatte das jedoch nur auf das interne Informationssystem, betonte er.
Der Flugverkehr, der über die Austro Control gesteuert wird, war nicht betroffen: "Wir hatten auch keine einzige Verspätung."
Ein kleineres Problem verursachte der Wurm dafür in der Ankunftshalle, wo eine Anzeigetafel verrückt spielte: Der dahinter stehende PC war von "Sasser" befallen, worauf sich die Anzeige nicht mehr ändern ließ. Nach einer wenige Minuten dauernden Abschaltung war der Schaden jedoch wieder behoben, sagte Mayer.

ÖBB-Verwaltung
Arbeitsbehinderungen zog der Befall des Internet-Schädlings auch im Verwaltungsbereich der ÖBB nach sich. Wie Sprecher Andreas Rinofner mitteilte, kam es zu einer starken Belastung des Computernetzwerks:
"Insgesamt wurde die Performance etwas heruntergefahren." Im Lauf des Vormittags wurde das System jedoch "gereinigt", sagte er. Am Nachmittag seien die eher leichten Probleme durch die entsprechenden Sicherheitspatches wieder behoben worden.
Auf den Zugbetrieb hatte "Sasser" keine Auswirkungen, betonte Rinofner. Der Schienenverkehr werde über ein "autarkes, abgeschlossenes System" geregelt.
Keine Probleme verzeichnete die Firma Austrian Payment Systems Services [APSS], die für den österreichischen Bankomatzahlungsverkehr zuständig ist, wie Geschäftsführer Gerhard Starsich versicherte: "Wir daten unsere Virendetektoren täglich up. Unsere Systeme laufen völlig klaglos." Die Geldabhebungen an österreichischen Bankomaten funktionierten demnach wie vorgesehen. Auch bei der BA-CA gab es keine Schwierigkeiten.

GB, Deuschland, Taiwan
Alle 19 Stationen der britischen Küstenwache sind schwer von Sasser betroffen. Eine Sprecherin sagte am Dienstag, die Beamten würden nun mit herkömmlichen Karten, Bleistift und Papier arbeiten. Telefone und Funkgeräte würden noch funktionieren, während Fax- und Telexmaschinen außer Betrieb seien.
Nach einem Pressebericht hat "Sasser" mittelbar auch das Bankgeschäft der Deutschen Post in großen Teilen lahm gelegt. Rund 300.000 Rechner in Deutschland seien am Montag betroffen gewesen, berichtete die in Hannover erscheinenden "Neuen Presse".
Zahllose Kunden hätten dadurch kein Geld am Schalter abheben oder einzahlen können. Grund waren der Zeitung zufolge allerdings nicht Fehlfunktionen durch den Computerwurm selbst, sondern der von der Post erhöhte Virenschutz, der auch den regulären Datenverkehr weit gehend lähmte.
Die Deutsche Bahn AG wurde dem Bericht zufolge ebenfalls von "Sasser" heimgesucht, konnte gröbere Ausfälle aber verhindern.
In Taiwan lähmte der Wurm am Montag ein Drittel der Postfilialen. Rund 1.600 Arbeitsplätze in den 430 Büros konnten nach Angaben des staatlichen Unternehmens nicht benutzt werden. Am stärksten betroffen waren die Bankgeschäfte der Post. Das Fernsehen zeigte Bilder von langen Schlangen, die sich vor vielen Postfilialen bildeten.
In Finnland schloss die drittgrößte Bank des Landes, Sampo, ihre 130 Zweigstellen. Die Vorsichtsmaßnahme sei getroffen worden, weil der Virusschutz der Bankcomputer nicht aufgefrischt worden sei, sagte Banksprecher Hannu Vuolo. Sampo hat rund eine Million Kunden weltweit.

Gut unterwegs
Sasser hat sich auch am Dienstag weiter mit rasantem Tempo verbreitet. Nach Schätzungen von Sicherheitsexperten sollen inzwischen ähnlich wie bei dem Wurm "Blaster" Millionen von Computern weltweit betroffen sein.
"Konkrete Schäden sind schwierig zu bemessen", sagte Michael Dickopf vom deutschen Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. "Den Unternehmen geht aber die Produktivität verloren."
Die Anzahl der betroffenen Rechner dürfte nach Angaben des Karlsruher Virenexperten Christoph Fischer weltweit unter zwei Millionen liegen. "Konkrete Zahlen zu nennen wäre aber Kaffeesatzleserei", sagte Fischer.
Betroffene Unternehmen würden in der Regel nicht an die Öffentlichkeit gehen. "Kein Unternehmen will sich vorwerfen lassen, gepfuscht zu haben." Die EDV-Abteilungen großer Firmen hätten deshalb oft einen "Maulkorberlass". Ohne konkrete Namen zu nennen, sollen jedoch nach Angaben der finnischen Sicherheitsfirma F-Secure einige global agierende Unternehmen von "Sasser" infiziert worden sein.