"EU-Bußgeld gefährdet Innovationen"
Microsoft will in einem künftigen Rechtsstreit mit der Europäischen Union anführen, dass das Rekordbußgeld der Kommission gegen das Unternehmen wichtige industrielle Innovationen bedrohe.
Zudem ignoriere das Vorgehen der Kommission internationale Standards im Welthandel, hieß es am Donnerstag in einem internen Bericht, welcher der Nachrichtenagentur AFX News vorliegt und der unter den Anwälten von Microsoft kursiert.
Die Entscheidung der EU, wonach der Konzern eine wettbewerbsverzerrende Rolle spiele, indem er seine marktbeherrschende Stellung bei Betriebssystemen für Personalcomputer missbrauche, schade zudem dem Geschäftsmodell von Microsoft.
Die Maßnahmen gegen Microsoft würden einen Präzedenzfall darstellen, hieß es in dem Papier.

Die Strafe und das weitere Verfahren
Nach fünf Jahren Untersuchung hatte die EU-Kommission Ende März gegen Microsoft die bis dato höchste Kartellstrafe ausgesprochen. Der weltgrößte Softwarekonzern habe sein Quasi-Monopol beim Betriebssystem Windows für PCs ausgenutzt und damit EU-Wettbewerbsrecht verletzt, entschied die Kommission.
Neben einem Bußgeld von 497 Millionen Euro will die Brüsseler Behörde von dem Konzern vor allem Änderungen bei seinen Geschäftspraktiken.
Microsoft klagt jetzt gegen das Rekord-Bußgeld in erster Instanz beim Europäischen Gerichtshof in Luxemburg.
Microsoft will das Bußgeld aber angeblich nicht nur vor dem Europäischen Gerichtshof anfechten, sondern auch Beschwerde bei der Welthandelsorganisation [WTO] einlegen.
Nach bisheriger Erfahrung vergehen mindestens zwei Jahre bis zu einem Urteil in Luxenburg. Nach dieser Entscheidung können sowohl die Kommission wie auch Microsoft Berufung beim Europäischen Gerichtshof einlegen. Damit würde dann ein weiteres Verfahren beginnen.

"Her mit der Konkurrenz"
Erst am Mittwoch hatte ein Microsoft-Ingenieur die Innovationsfähigkeit seines Unternehmens allerdings ganz anders beschrieben als die Anwälte des Konzerns:
"Was ich an Microsoft so gerne mag, ist, dass es am besten und innovativsten wird, wenn es Konkurrenz hat. Also her damit", so Bradley Tipp auf der "LinuxUser & Developer Expo" in London.
Damit reagierte er auf die Kritik von Matt Asay, Direktor der Linux-Geschäfte bei Novell, dass Microsoft auf Grund der fehlenden Konkurrenz bei den Betriebssystemen zu wenig an der Weiterentwicklung und Verbesserung dieser arbeite.
Asay erklärte, dass die Linux-Penetration im Desktop-Bereich die Erfolge weiterführen werde, die es vor drei, vier Jahren auf dem Servermarkt erzielen konnte: "Auf dem Desktop-Markt gibt es derzeit vielleicht noch keinen echten Wettbewerb, aber in ein oder zwei Jahren wird die Konkurrenz da sein."
