13.04.2004

STRATEGIE

Microsoft kauft sich Handlungsfreiheit

Mit einer Zahlung von 440 Millionen USD an InterTrust Technologies hat Microsoft erneut einen Rechtsstreit mit Konkurrenten beigelegt.

Damit bestätigt sich die Einschätzung von Beobachtern, nach der der Konzern derzeit sein auf mehr als 50 Mrd. USD geschätztes Barvermögen dazu verwendet, um Streitigkeiten beizulegen und so einerseits sein Image aufzubessern und andererseits bei Schlüsseltechnologien freie Hand zu bekommen:

Hinter InterTrust stehen Sony und Philips, im letzten Sommer klärte Microsoft gegen die Zahlung von 750 Mio. USD sein Verhältnis mit dem Netscape-Eigentümer AOL Warner und erst vor zehn Tagen legte der Konzern für mehr als zwei Mrd. USD seine Streitigkeiten mit dem einstigen Erzrivalen Sun bei.

Kern-Technologie

Nach Ansicht von Branchenbeobachtern steckte Microsoft beim Streit mit Intertrust in den größten Patenschwierigkeiten seiner Konzerngeschichte. In dem Verfahren, das die von Sony und Philips kontrollierte Firma IntertTrust gegen MS betrieb, ging es um essentielle Elemente der wichtigsten Konzern-Produkte:

Die umstrittenen Software-Codes für DRM [Digital Rights Management] und "Trusted Systems" fungieren als wichtiges Teile beispielsweise in Windows XP, Office XP, dem Windows Media Player, der Xbox oder der .NET-Plattform.

Die entsprechende Software ist unter anderem deshalb so wichtig, weil sie die Grundlagen für den sicheren Online-Vertrieb von Copyright-geschützen Inhalten wie Musik oder Filmen darstellt.

MS musste letztes Jahr eine bedeutende Schlappe in dem Verfahren einstecken, was die Rolle von InterTrust als Vehikel von Sony und Philips im Konkurrenzkampf deutlich aufgewertet hat.

"Schutzdienste gegen Raubkopierer"

Die Beilegung des Rechtsstreits mit InterTrust werde die Entwicklung von "Schutzdiensten gegen Raubkopierer" beschleunigen, teilte Microsoft jetzt mit:

Der Sun-Frieden

Erst vor zehn Tagen haben die einstigen Erzrivalen Microsoft und Sun Microsystems mit einem Milliardenvergleich ihre jahrelange Fehde beendet.

Sun erhält dabei von Microsoft 700 Millionen USD [569 Mio Euro] zur Beilegung aller kartellrechtlichen Streitigkeiten sowie 900 Millionen USD für die Beilegung von Patentbeschwerden.

Der Netscape-Frieden

Und im letzten August haben Microsoft und AOL Time Warner einen Rechtsstreit beigelegt und eine Zusammenarbeit bei digitalen Medien vereinbart.

AOL hatte Microsoft im Jänner 2002 im Auftrag seines Tochterunternehmens Netscape Communications wegen Verstoßes gegen das Wettbewerbsrecht verklagt. Microsoft hat 750 Millionen USD an AOL zur Beilegung des Streits über den Einsatz von Browsern gezahlt.