EU-Kommission will "Windows light"
Im Kartellverfahren der EU gegen Microsoft scheint sich eine Lösung abzuzeichnen.
Nach Informationen aus internen Kreisen überlegt die EU-Wettbewerbsbehörde vom Softwarehersteller zu verlangen, seinen Kunden zwei Versionen seines Betriebssystems Windows anzubieten: eine mit und eine ohne den Windows Media Player.
Weiters soll die EU die Preisgabe von Teilen des Windows-Quellcodes verlangen, um die Interoperabilität von MS-Produkten mit Software von anderen Herstellern zu verbessern.
Nach EU-Erkenntnissen funktioniert Windows mit der hauseigenen Server-Software besser als mit Konkurrenzprodukten wie beispielsweise von Sun.
Die fixe Integration des Media Player wird von der Behörde als wettbewerbsfeindlich angesehen. Sie gab damit den Einwänden der Konkurrenz statt, die dem Hersteller vorwirft, damit seine dominierende Stellung auf dem Markt für Betriebsysteme auszunützen. Microsoft argumentierte wiederholte Male, dass die Entfernung des Media Player zur Folge habe, dass das Betriebssystem nicht mehr korrekt funktioniere.

Entscheidung in den nächsten Wochen
Sollte Microsoft dem Urteil nicht nachkommen, so könnten dem Hersteller Prozesse in den einzelnen EU-Staaten drohen, so ein weiterer Informant. Ein negatives Urteil könnte dann einen gefährlichen Präzedenzfall für MS darstellen.
Die Kommission soll bereits im Jänner einen Vorschlag für ein Urteil fertig gestellt haben, der bis dato "unberührt" geblieben sein soll, so die informierten Kreise weiter.
Sowohl die Kommission als auch Microsoft wollten sich zu dem aktuellen Stand der Verhandlungen nicht äußern, MS versucht nach eigenen Angaben weiter eine "freundschaftliche Einigung" zu erzielen.
Sollte in den nächsten Wochen kein Kompromiss gefunden werden, droht dem Hersteller zudem eine Geldstrafe von mindestens 100 Mio. USD. Die EU will das Verfahren im nächsten Monat abschließen.
Ein Angebot Microsofts, den mit seiner Software ausgelieferten PCs eine CD-ROM mit Konkurrenzprodukten beizulegen, hatte die EU erst letzte Woche abgelehnt.

Lagerbildung in der EU
Während der Urteilsfindung haben sich in der Kommission offenbar zwei Lager gebildet. Während Erkki Liikanen, EU-Kommissar für IT und Telekom, von Wettbewerbskommissar Mario Monti mehr Härte gegenüber MS verlangt, trat Binnenmarktkommissar Frits Bolkestein letztens für den Hersteller ein.
Der Kommissar will sicherstellen, dass allfällige Strafen gegen das Unternehmen nicht zu drastisch ausfallen und Microsofts "intellektuelles Eigentum" verletzen.
Bolkestein will offensichtlich verhindern, dass Microsoft gezwungen wird, zu viel von seinem Programmcode offen legen zu müssen.
