Exportvariante für österreichische Maut
Nach den Turbulenzen um das Lkw-Mautsystem in Deutschland könnte die dortige Technik nun durch das österreichische Mautsystem, das seit Jahresbeginn aktiv ist, ergänzt werden.
Die österreichische Autobahngesellschaft ASFINAG hat entsprechende Gespräche mit Deutschland bestätigt. ASFINAG-Sprecher Marc Zimmermann erklärte, Kapsch, Autostrade sowie die ASFINAG seien mit den deutschen Entscheidungsträgern in Verhandlungen.
Eine Kombination könnte so aussehen, dass Deutschland weiter an seinem GSM/GPS-System arbeitet. Parallel dazu könnte aber, an Stelle des manuellen Papier-Ticketsystems, ein wesentlich sichereres elektronisches Ticketsystem, sprich das österreichische Mikrowellensystem mit GO-Boxen, eingeführt werden, so Zimmermann.
Während Österreich ein Mikrowellensystem in Verwendung hat, setzt Deutschland auf ein GSM/GPS-System, das durch ein manuelles Ticketsystem ergänzt werden soll.

15 Prozent Verlust mit Papierticket
Laut dem ASFINAG-Sprecher ist das manuelle System in Deutschland, bei dem der Lkw an der Tankstelle ein Papierticket lösen kann, derzeit "der Knackpunkt, den die deutschen Techniker nicht lösen können".
Nach österreichischen Schätzungen gehen bei der Papierticket-Lösung dem Mautbetreiber rund 15 Prozent aller Lkws verloren, in Österreich hingegen liegt die Erfassung über das Mikrowollensystem bei über 99 Prozent.
Aus Sicht der ASFINAG ist "jetzt das deutsche Verkehrsministerium gefragt". "GSM/GPS ist sicher die zukunftsträchtigere Lösung. Wenn man aber Maut einheben will, gibt es nichts Besseres als die Mikrowelle, weil es die Einnahmen sichert", so Zimmermann.
Auch bei Kapsch, das im Auftrag der italienischen Autostrade das österreichische Mautsystem errichtet hat, hält man eine solche Kombination technisch für realisierbar.
Allerdings glaubt Kapsch-Mautchef Erwin Toplak, dass die Entscheidung für eine ergänzende Mikrowellen-Lösung in Deutschland nicht auf politischer Eben, sondern im deutschen Mautkonsortium Toll Collect fallen muss.

"Vertragliche Lösung"
Toll Collect, so Toplak, würde von einer Kombination der Systeme "nicht nur technisch, sondern auch kommerziell und betrieblich" profitieren. Je geringer die Ausfallsquote, desto höher seien die Vergütungen für den Betreiber.
"Wenn man sich mit Toll Collect konstruktiv zusammensetzt, ist es durchaus vorstellbar, relativ einfach die Systeme so zu kombinieren, dass eine verträgliche Lösung zu Stande kommt", so Toplak.
Kapsch glaubt weiters, dass ein Mikrowellensystem in Deutschland binnen zwölf Monaten installiert werden könnte - für das GSM/GPS-System hatte Toll Collect einen Vollstart erst 2006 in Aussicht gestellt. Die nötigen Umbauten am deutschen System schätzt Toplak als gering ein.
Auf 85 Prozent aller 5.160 deutschen Mautabschnitte könnten die notwendigen Geräte an Überkopfwegweisern angebracht werden. Von den rund 300 notwendigen Kontrollstellen sei rund die Hälfte bereits für das GPS/GSM-System errichtet worden. Und die teilweise bereits eingebauten deutschen Fahrzeuggeräte verfügten über einen Mikrowellen-Chip und benötigten nur ein Software-Update, so Toplak.
