Spam als Existenzfrage des Internets
Auf der zweitägigen Konferenz der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung [OECD] in Brüssel zum Thema Spam wurde das Problem der unerwünschten Werbe-Mails zu einer Überlebensfrage des Internets erklärt:
Zum einen soll Spam bereits massiv zur Verunsicherung möglicher E-Commerce-Konsumenten beigetragen haben und so die wirtschaftliche Entwicklung im Netz behindern, zum anderen soll aber sogar die Popularität des Mediums an sich auf dem Spiel stehen:
"Wenn die Entwicklung so weiter geht, dürfte das Internet in fünf Jahren nicht mehr besonders beliebt sein," meint etwa Marc Rotenberg vom Electronic Privacy Information Center [EPIC].
Das Jahr 2003 war für alle E-Mail-Nutzer von einem bis dato nicht gekannten Anschwellen der Spam-Flut gekennzeichnet:
Die Schlacht gegen den Spam ist eröffnetVerbraucher verlieren Vertrauen
Der transatlantische Verbraucherdachverband TACD kommt in einer aktuellen Studie zu dem Ergebnis, dass Spam bereits jetzt das Vertrauen der Verbraucher in das Internet geschädigt hat.
Demnach färbt das durchwegs negative Image der Spam-Angebote auch auf die seriösen Anbieter im Netz ab und hält potentielle Konsumenten vom E-Commerce fern.
Der Anteil des Spams am weltweiten E-Mail-Verkehr stieg von sieben Prozent im Jahr 2001 rasant auf 52 Prozent im vergangenen Dezember - andere Messungen gehen sogar von 56 Prozent aus.
TACDUngenügende Gesetze
Die von TACD befragten Konsumenten gaben des weiteren zu 82 Prozent an, dass sie eine Opt-in-Lösung als Grundlage für Anti-Spam-Gesetze befürworten würden.
Dies ist eine klare Absage an das Konzept des erst im Dezember beschlossenen US-Gesetzes gegen Spam, das auf einer Opt-out-Lösung basiert.
Die US-Gesetzgebung spielt aber eine besonders wichtige Rolle, da der größte Teil des weltweit versandten Spams aus den USA kommt.
US-Präsident George W. Bush setzte am 17. Dezember seine Unterschrift unter den "Controlling the Assault of Non-Solicited Pornography and Marketing Act of 2003" [CAN-SPAM Act], das im November vom Kongress verabschiedet worden war.
US-Gesetz gegen Spam in KraftHausaufgaben auch für EU-Länder
Die EU-Kommission als Gastgeberin der Konferenz rief zu einem Fünf-Punkte-Plan gegen die Spam-Mails auf.
So müssten unter anderem in allen OECD-Staaten wirksame Gesetze gegen Spam erlassen und eine eventuelle Strafverfolgung grenzüberschreitend geregelt werden, sagte EU-Industriekommissar Erkki Liikanen. Die Industrie müsse sich aber auch freiwillig verpflichten, keine Spam-Mails zu verschicken.
Leider hätten acht Mitgliedstaaten - unter ihnen Deutschland - eine EU-Richtlinie gegen Spams noch nicht umgesetzt, rügte Liikanen.
EU-Kommissar will gegen Spam kämpfen
