Die Schlacht gegen den Spam ist eröffnet
Das gerade vergangene Jahr 2003 war für alle E-Mail-Nutzer von einem bis dato nicht gekannten Anschwellen der Spam-Flut gekennzeichnet.
Der unerwünschte Werbemüll legte 2003 anteilig um mehr als 100 Prozent zu, womit inzwischen auch nach konservativen Schätzungen mindestens jede zweite Mail der Kategorie Spam zuzuordnen ist - ein weiteres Wachstum in diesem Tempo würde den Anteil der regulären Nachrichten am Mail-Verkehr endgültig marginalisieren.
Für 2004 wird daher mit Spannung erwartet, wie die in 2003 getroffenen Maßnahmen wirken werden: Neben einer Reihe gesetzlicher Verschärfungen und spektakulärer Klagen sind auch Anti-Spam-Filter im letzten Jahr ins Bewusstsein des durchschnittlichen Nutzer gerückt.
Verschärftes Tempo
Spam griff im letzte Jahr noch schneller um sich, als angenommen: Während die UNO-Konferenz für Handel und Entwicklung, UNCTAD, im November noch davon ausging, dass bis Ende Dezember die Hälfte der elektronischen Post aus Werbemüll bestehen werde, wurde diese Marke schon im November überschritten:
Laut dem Mailanalyse-Spezialisten Brightmail waren in diesem Monat bereits 56 Prozent aller weltweit versandten Mails Spam.
Und Microsoft gab im Dezember sogar an, dass bereits 80 Prozent des gesamten E-Mail-Verkehrs über MSN aus Spam bestehe.
Microsoft und der Generalstaatsanwalt des US-Bundesstaates New York, Eliot Spitzer, haben kurz vor Weihnachten gemeinsam eine Gruppe von E-Mail-Marketing-Anbietern wegen Versendung von unerwünschten Werbe-Mails verklagt.
Spam breitet sich immer schneller ausNeue Gesetze
Hoffnung auf eine wirkungsvolle Bekämpfung von Spam macht vor allem ein US-Gesetz, das im Dezember endgültig verabschiedet wurde und künftig strikte gesetzliche Regeln gegen unerwünschte Werbe-E-Mails bestimmt - der größte Teil des weltweit versandten Spams kommt bislang aus den USA.
In Europa müssen die EU-Mitgliedstaaten bereits seit Oktober der "Datenschutzrichtlinie für elektronische Kommunikation" nachkommen, in der allgemeine Normen für den Schutz personenbezogener Daten und der Privatsphäre in der elektronischen Kommunikation festgelegt sind.
In Österreich wurden die Anforderungen der Richtlinie zwar schon seit Jahren erfüllt, die Bestimmungen wurden aber ausgerechnet mit dem neuen Telekommunikationsgesetz [TKG] vom August wieder ein Stück weit gelockert.
Paragraf 107 des TKG beschränkt jetzt das generelle Verbot auf Werbung gegenüber Konsumenten. Die Zusendung unverlangter Werbung in Form von E-Mail oder SMS an Unternehmer ist in Österreich dagegen zulässig.
US-Gesetz gegen Spam in KraftKonsumenten-Produkt
Spam-Filter sind unterdessen ob der raschen Verbreitung des Werbemülls 2003 zu einem echten Massenprodukt geworden:
So filtert beispielsweise der österreichische Anti-Viren-Softwarehersteller Ikarus seit letztem November - kostenpflichtig - die Mails von Aon-Kunden.
Der "AonSpamfilter" setzt dabei auf drei Ebenen an: Er analysiert automatisch die einkommenden Nachrichten auf typische Spam-Inhalte und sortiert auffällige Mails in einen eigenen Ordner. Die Empfindlichkeit des Filters kann vom User selber definiert werden.
Ikarus filtert Spam-Mails für TASpam-Opfer
Trotz der Gegenmaßnahmen dürfte es aber auch in 2004 zahlreiche "Kollateralschäden" durch Spam gegeben:
So haben schon im letzten Jahr immer mehr Nutzer ihre E-Mail-Kommunikation aufgrund der anhaltenden Spam-Flut eingeschränkt.
Und die wachsende Verbreitung von Spam-Filtern bringt auch Newsletter-Anbieter zunehmend in Bedrängnis.
Durch ähnliche Praktiken beim Versenden von Newslettern und Spam werden immer mehr Newsletter von Spamfiltern nicht richtig erkannt, als Spam klassifiziert und vorzeitig abgeblockt. Sollte das bereits beim Internet-Service-Provider [ISP] geschehen, gelangen teilweise auch die erwünschten Nachrichtenmails nicht mehr zum User.
Viertel schreibt weniger Mails wegen SpamNeue Helden
Immerhin bringt die Werbemüllflut auch neue - wenn auch fragwürdige - Vorbilder hervor:
Ein Programmierer aus Kalifornien, der sich demnächst vor Gericht verantworten muss, weil er einen Versender von Spam für Penisvergrößerungen mit mannigfaltigen Varianten des gewaltsamen Todes bedroht hatte, wurde im November zum Helden vieler geplagter Mail-Nutzer.
Penisspammer-"Killer" wird zum Helden
