EU-Kommissar will gegen Spam kämpfen
Die Zahl unerwünschter Werbebotschaften per E-Mail hat ein Rekordniveau erreicht.
Der Anteil so genannter Spams stieg von sieben Prozent im Jahr 2001 rasant auf 52 Prozent im vergangenen Dezember, wie EU-Kommissar Erkki Liikanen in Brüssel sagte.
Liikanen rief zu internationaler Zusammenarbeit gegen den E-Mail-Müll auf. Ohne einen gemeinsam geführten Kampf gegen Spams sehe die Zukunft der Kommunikation im Internet düster aus: "Ich bin ja nun kein Wahrsager, aber die Entwicklung war jedenfalls ganz übel."
Beschwerdestelle zugemailt
Auch am eigenen Leibe spürt er das Problem: "Heute Morgen habe
ich schon 72 Spams im Computer gezählt", so der Kommissar für
Unternehmen und Informationsgesellschaft. Und wie Liikanen geht es
vielen: Allein bei der 2002 eingerichteten Spam-Beschwerdestelle in
Frankreich gingen innerhalb von drei Monaten 325.000 Zuschriften
ein.
Die Schlacht gegen den Spam ist eröffnetNicht nur ärgerlich, sondern auch teuer
Der elektronische Werbemüll ist nicht nur ärgerlich, sondern auch teuer. "Wenn die Leute bei der Arbeit sind, brauchen sie viel Zeit, um ihre E-Mails zu sortieren", sagt Liikanen. Dabei lösche man auch mal wichtige Nachrichten.
Und die Netze müssten Milliarden Spam-Mails transportieren: "Die Kosten trägt der Verbraucher." Die Europäische Kommission zitiert Studien, die den Produktivitätsverlust wegen Spams schon vor deren jüngster Zunahme auf rund 2,5 Milliarden Euro schätzten.
Warten auf Umsetzung
Mit einem Paket von Maßnahmen will die Brüsseler Behörde das
Spam-Unwesen nun eindämmen. Unter anderem müssten die Nutzer genauer
informiert und Programme zum Filtern von E-Mails verbessert werden.
Die EU-Länder sollen wirksame Strafen gegen die Absender einführen.
Leider hätten acht Mitgliedstaaten - unter ihnen Deutschland - eine
EU-Richtlinie gegen Spams noch nicht umgesetzt, rügte Liikanen.
US-Kongress gegen SpamStrengere Vorschriften
Die Kommission selbst will mit den Mitgliedstaaten beraten, wie strengere Vorschriften EU-weit durchgesetzt werden können. Eine europäische Spam-Polizei sei aber nicht geplant, sagte Liikanen.
Besondere Probleme bereitet den europäischen Spam-Bekämpfern die Tatsache, dass mindestens 80 Prozent aller empfangenen Müll-Mails von Absendern außerhalb der EU stammen. "Viel kommt aus den USA", sagte Liikanen.
Erlaubte Mail-Werbung muss nach der neuen EU-Richtlinie, die Ende Oktober 2003 in allen Mitgliedstaaten in Kraft treten sollte, mindestens drei Grundregeln einhalten: Sie bedarf der vorherigen Zustimmung des Empfängers, sie muss eine gültige Rückadresse zur Abmeldung enthalten und die Identität des Absenders darf nicht verborgen oder verschleiert sein. Liikanen warnt die Absender zudem davor, die Adressen der Empfänger ohne deren Zustimmung zu sammeln: "Schon das ist nicht zulässig."
