12.01.2004

AB NOVEMBER

Metro führt Funk-Preisetiketten ein

Die Metro AG will ab November in Deutschland per Funk ablesbare Chips [RFID-Chips] einführen und damit als erstes Handelsunternehmen der Welt mit "intelligenten Etiketten" arbeiten.

Zunächst sollen die Chips in rund 250 deutschen Märkten und zehn Zentrallagern eingesetzt werden, sagte ein Metro-Sprecher. Vorstandschef Hans-Joachim Körber stelle das Konzept am Nachmittag auf einem Einzelhandelskongress in New York vor.

Von November an würden etwa 100 der wichtigsten Metro-Lieferanten auf ihren Paletten, Containern und Transportverpackungen für den deutschen Markt RFID-Chips anbringen, die den bisher gebräuchlichen Strichcode ablösen.

Einsparungen erhofft

"Durch den Einsatz von RFID-Chips versprechen wir uns grundsätzlich Einsparungen, die wir derzeit aber noch nicht konkret benennen können", so der Sprecher weiter.

Alain Benichou vom Computerhersteller IBM, der ebenfalls an dem Metro-Projekt beteiligt ist, bezifferte im Gespräch mit dem "Wall Street Journal" das Einsparpotenzial auf bis zu 20 Prozent der bisher üblichen Lagerkosten. Neben IBM sind auch SAP und Intel an den Technologieplänen von Metro beteiligt.

Über rund 100 Lieferanten deckt Metro rund 65 Prozent seines Einkaufvolumens ab. Bis Ende 2007 sollen dann alle zu Metro gehörende Geschäfte in Deutschland [Real, Extra, Media Markt, Saturn, Praktiker] auf das neue System umgestellt sein. Für die ausländischen Märkte des Konzerns gebe es derzeit noch keine entsprechenden Pläne, hieß es weiter.

Kritik der Konsumentenschützer

Verbraucherschützer in den USA hatten sich zuletzt skeptisch zu Plänen des weltgrößten Handelskonzerns Wal-Mart geäußert, RFID-Chips von 2005 an auf Transportverpackungen einzusetzen.

Mehr als 40 internationale Bürgerrechts- und Datenschutzorganisationen haben mittlerweile ein gemeinsames, umfangreiches Forderungspapier für den Einsatz von Funkchips in Produkten für den Endverbraucher veröffentlicht.

Die Datenschützer kritisieren, dass durch die Anbringung von RFID-Chips direkt an der Ware bereits im Supermarkt die Kunden und deren Konsumverhalten überwacht werden kann. Durch die derzeit noch relativ hohen Kosten von rund 25 bis 50 Cent pro Chip dürfte diese Umsetzung aber noch eine Zeit lang dauern.

"Deactivator" soll Bedenken zerstreuen

"Langfristig werden die RFID-Chips sicher auch auf Einzelpackungen landen", meint Jürgen Homeyer, Pressesprecher der Metro Gruppe, auf Anfrage der futurezone. "Allerdings handelt es sich dabei vor allem um eine Preisfrage."

Um die Bedenken der Datenschützer auszuräumen, will Metro ein Gegenmittel präsentieren: den "Deactivator". Dieser wird spätestens dann, wenn jedes Einzelprodukt über einen RFID-Chip verfügt, in den Filialen des Konzerns aufgestellt werden. Das Gerät deaktiviert den Chip und soll die mögliche Nachverfolgung einzelner Packungen damit unmöglich machen.