Funkchips lassen auf sich warten
Von Handelshäusern und der Industrie hoch gelobt und forciert, sollen Funkchips [RFID] nach ihrer Vorstellung bald die bisherigen Barcodes ablösen.
Die Handelshäuser versprechen sich davon vor allem eine Vereinfachung ihrer Warenlogistik. So träumen Supermarktketten bereits von einzeln verfolgbaren Cola-Dosen und selbst nachbestellenden Supermarktregalen.
Doch bis die Technik breiten Einzug hält, könnten noch einige Jahre vergehen. Derzeit scheitere ihr Erfolg vor allem noch an der teilweise beschränkten Einsatzfähigkeit der Funkchips, so Analysten. Aber auch der Preis stellt bis dato eine große Hürde für den Masseneinsatz dar.
Bei der Technologie wird der herkömmliche Strichcode von bisher lediglich zwölf bis 15 Ziffern durch eine RFID-Marke ersetzt. Diese enthält neben einem Chip eine Antenne, über die Daten an entsprechende Lesegeräte übertragen werden können. Derart lassen sich Hunderte von Zeichen speichern und bis zu 100.000 Mal überschreiben.

Probleme bei der Übertragung
Derzeit bereite vor allem die Übertragung der gespeicherten Information noch Probleme, so Kara Romanow von AMR Research.
So lassen sich die Informationen nicht durch Flüssigkeiten oder Metall auslesen, andere Materialien würden Störungen verursachen. Auch wisse man noch nicht, was passiert, wenn die Produkte eingeschweißt werden, so Romanow weiter.
Unterdessen forcieren Handelsketten wie Wal-Mart, aber auch das US-Verteidigungsministerium die Einführung von RFID bei ihren Zulieferern. Beide wollen ab Jänner 2005 nur noch Lieferungen mit passiven RFID-Tags in jedem einzelnen Produkt akzeptieren oder alternativ in den Verpackungen oder Paletten.
Wal-Mart trifft sich am Dienstag und Mittwoch mit seinen 100 größten Zulieferern, um über die Spezifikationen der Implementierung der Technologie zu reden. Doch Analysten erwarten, dass der Jänner 2005 für Wal-Mart als Deadline unhaltbar ist, da erst ein kleiner Teil der Zulieferer bis dahin mit RFID arbeiten wird.

Hindernis Datenschutz
Derzeit seien noch nicht ausreichend RFID-Chips erhältlich, so ein Mitarbeiter von IBM Business Consulting. Auch der Preis von derzeit 20 bis 30 US-Cent pro Stück müsse noch auf unter fünf US-Cent fallen, damit die Technologie breite Anwendung finden könne. Der Preis wiederum hängt unter anderem auch von der produzierten Stückanzahl ab.
Ein weiteres Hindernis stellen Datenschutzbedenken von Seiten der Konsumenten dar. So stoppte Wal-Mart einen Versuch mit Funketiketten an Rasierklingen von Gilette. Das System sollte automatisch über zu Ende gehende Vorräte und über Diebstahl benachrichtigen.
Konsumentenschützer befürchten jedoch einen Missbrauch von RFID, beispielsweise um Kunden zu überwachen oder ihre Einkaufsgewohnheiten zu verfolgen und aufzuzeichnen.
In einem ähnlichen Testlauf bei der britischen Supermarktkette Tesco wurden die Kunden zusätzlich auch noch gefilmt, sobald sie eine mit einer RFID-Marke versehene Rasierklinge aus dem Regal nahmen.
