08.07.2003

STRICHABLÖSE

Funkchips überwachen Konsumgüter

Große Handelsketten arbeiten schon lange mit IT-Firmen und Forschungseinrichtungen zusammen, um jegliche Produkte von der Mineralwasserflasche über den Pullover bis zur Autoachse mit Funkchips zu versehen.

Das gemeinsame Auto-ID-Center ist damit betraut, Standards für die Vernetzung dieser RFID-Chips [Radio Frequency Identification] und entsprechende Online-Tracking-Systeme zu entwickeln.

Ein peinliches Sicherheitsleck in der Datenbank des Auto-ID-Centers, über das ganze 68 geheime interne Dokumente an die Öffentlichkeit gelangten, ruft nun die Konsumentenschützer auf den Plan.

Verfolgung der Konsumenten möglich

Privacy-Experten wie CASPIAN [Consumers against Supermarket Privacy Invasion and Numbering] laufen schon lange Sturm gegen die RFID-Technologie, da damit eine noch nie da gewesene Anzahl an Informationen über die Besitztümer und physischen Bewegungen der Konsumenten von den Unternehmen gesammelt werden könnten.

Die Horrorvision, Unternehmen könnten direkt per Funk den Bestand beliebiger Haushalte abfragen, kann sich zumindest nach dem derzeitigen Stand der Technik nicht bewahrheiten. Die Chipsysteme funktionieren erst auf kurze Entfernungen bis zu 30 Metern.

Doch würden etwa die Strecken, die der Warenanlieferungs-Lkw befährt, sowie Supermärkte und Lager mit entsprechenden Basisstationen ausgerüstet, wäre zumindest eine teilweise Überwachung möglich. Und auch die Ausstattung von Geldscheinen und Reisepässen ist geplant und böte neue Verfolgungsmöglichkeiten.

Kritik mit eigenen Experten im Keim ersticken

Unter den nun aufgetauchten geheimen Dokumenten sind etwa Entwürfe, welche die notwendige Beschwichtigung jener Bürger diskutieren, die den Nutzen der Auszeichnung aller Waren mit Funkchips anzweifeln.

Auch werden Studien - die nicht für die Öffentlichkeit gedacht waren - zitiert, nach denen 78 Prozent aller Konsumenten der Meinung sind, Funkchips hätten negative Auswirkungen auf die Privatsphäre, weitere 68 Prozent befürchten gesundheitliche Konsequenzen.

Die PR-Strategien der Lobbyisten sehen ein Ersticken jeder Kritk bereits im Keim vor, auch die Möglichkeit der Umbenennung in "green tags" ist angedacht. Weiters ist eine ausführliche Liste von maßgeblichen Politikern, Datenschützern und anderen Experten angeführt, die man mit allen Mitteln auf seine Seite bringen sollte.

Das erklärte Ziel sei, dass die bisher kritischen Konsumenten die Einführung der Funkchips schließlich als unvermeidlich und mit Gleichgültigkeit zur Kenntnis nehmen werden.