27.10.2003

EUROPA

Open-Source-Einsatz als Anti-Monopolpolitik

Ein Report zu den Potenzialen von Open-Source-Software im öffentlichen Sektor, der im Auftrag der dänischen Regierung erstellt wurde, bestätigt einerseits die "üblichen" Argumente der Open-Source-Befürworter, geht aber noch weit darüber hinaus:

Demnach sollten Regierungen eine aktive Rolle bei der weiteren Etablierung freier Software spielen, um den Software-Markt vor Monopolen zu bewahren, und außerdem bei ihren E-Government-Strategien Open Source berücksichtigen, um den allgemeinen Zugang zu Verwaltungsinformationen nicht von einem oder wenigen kommerziellen Produkten abhängig zu machen.

Dazu wird der dänischen Regierung auch empfohlen, auf europäischer Ebene aktiv zu werden, damit sich die EU-Staaten auf das XML-Format von OpenOffice als Standard für öffentliche Dokumente einigen oder aber selbst ein entsprechendes, offenes XML-Format entwickeln.

Knackpunkt Migrationskosten

Daneben stellt der Bericht auch mögliche Einsparungen durch Open Source im öffentlichen Sektor fest - ein Argument, das in den bisherigen Diskussionen immer im Mittelpunkt stand.

Diese Kostenvorteile im Betrieb, die auch in einer Reihe weiterer Studien festgestellt wurden, dürften allerdings durch die hohen Migrationskosten von kommerziellen Produkten - also in den meisten Fällen Microsofts Windows - zu Open Source zunichte gemacht werden.

So kamen die Marktforscher von Gartner unlängst zu dem Schluss, dass Linux, was die Kosten betrifft, keine effektive Alternative für die meisten Unternehmen darstellt. Bevor ein neues Betriebssystem implementiert wird, sollten Betriebe demnach nicht nur auf die Anschaffungskosten, sondern auch auf die Umstellungskosten und auf die Gesamtkosten ein Auge werfen.

Politischer Wille

Der dänische Bericht kommt allerdings zu dem Schluss, dass den hohen Migrationskosten langfristige Vorteile durch mehr Wettbewerb auf dem Software-Markt und einen unabhängigen E-Government-Betrieb entgegenstehen.

Demnach soll die dänische Regierung nicht nur den Vorbildern aus Deutschland und Großbritannien folgen, die Open Source für den öffentlichen Sektor prinzipiell empfehlen, sondern den Einsatz darüber hinaus forcieren, um die genannten politischen Ziele zu erreichen. Und diese Forcierung soll auch auf europäischer Ebene verfolgt werden.