22.12.2003

NEUSTART

"Blaulicht-Funk" neu ausgeschrieben

Nachdem Mitte des Jahres das ursprüngliche Behördenfunk-Projekt "ADONIS" gescheitert ist, erfolgt heute die zwingende Neuausschreibung.

Das Innenministerium und das Land Tirol nehmen einen zweiten Anlauf und starten eine neue und europaweite Ausschreibung, die in weiterer Folge das ganze Bundesgebiet umfassen soll. Die Vergabe des 300 Millionen Euro schweren Projekts soll spätestens im Herbst 2004 erfolgen. Laut Innenministerium steht der tatsächlich Start nunmehr "in den Sternen".

Die nunmehrige Ausschreibung ist diesmal technologieeutral gehalten und beinhaltet Errichtung und Betrieb. Im Gegensatz zur alten Ausschreibung, bei der Tetra-Funkstandard vorgegeben war, soll nun auch das vom Eurofighter-Lieferanten EADS entwickelte Tetrapol-Funksystem zugelassen werden. Darüber hinaus sei auch das System GSM-R, bei der Kommunikation im Zugsverkehr in Verwendung, eine Alternative.

Das Scheitern des ADONIS-Projekts

Sei Juli herrscht Funkstille in Sachen Behördenfunk, der Blaulichtorganisationen wie Polizei, Gendarmerie, Rettung und Feuerwehr im Einsatzfall eine effiziente Kommunikation ermöglichen soll.

Das Innenministerium und die Betreibergesellschaft master-talk stoppten damals die Zusammenarbeit. Das Ministerium warf master-talk mangelndes Projektmanagement und dem System technische Mängel vor.

Das master-talk-Konsortium, allen voran Siemens, konterte. Das Projekt sei vom Ministerium böswillig zerstört worden, weil zu wenig finanzielle Mittel veranschlagt wurden, hieß es dazu im Sommer.

Die Auseinandersetzung endete schließlich in einer Klagsdrohung von über 100 Millionen Euro. Soviel sei bereits in den Netzausbau investiert worden, so die Begründung des Betreiberkonsortiums.

Der Streit um die Kosten

Mit der neuerlichen Ausschreibung erhält die Klagsdrohung gegen die Republik neue Aktualität. Eine Klage sei nicht vom Tisch, bestätigte man im Innenministerium. Darüber hinaus beabsichtigten auch Gläubiger master-talk zu klagen.

"Die Klagen liegen in der Schublade", sagte Frequentis-Geschäftsführer Hannes Bardach am Wochenende zur "Presse". Frequentis war Technologie-Lieferant von master-talk.

Mittlerweile beschäftigt ADONIS den Rechnungshof das Projekt, unter anderem soll geklärt werden, warum master-talk seinerseits das Projekt kündigte [nachdem das Innenministerium zuvor das Projekt für gescheitert erklärte hatte].