07.06.2001

TELEKOM.AT

Bildquelle: PhotoDisc/ORF ON

Sundt konfrontiert Ditz mit Aktienrecht

Telekom Austria-Vorstandschef Heinz Sundt zeigte sich heute über die Aussagen von TA-Aufsichtsratschef und ÖIAG-Vorstandssprecher Johannes Ditz irritiert.

Nach der Aufsichtsratssitzung gestern, Mittwoch, hatte Ditz die Sorge einiger Aufsichtsräte geäußert, "dass Umsatz, Cash-Flow und Marktanteile von der geplanten Budgetlinie abweichen" und dass der geplante Turn-Around zu Ende des Jahres derzeit "eher gefährdet" sei.

Kommentar des Aufsichtsrats "unüblich"

Im Normalfall würden die Geschäftsergebnisse außerdem vom Vorstand kommentiert. "Dass der Aufsichtsrat das tut, ist unüblich" und "dass diese Aufgabe dem Vorstand zukommt, geht sogar aus dem Aktienrecht hervor", meinte Sundt.

Der TA-Chef will Ditz in einer persönlichen Aussprache damit konfrontieren.

Während Umsatz und Marktanteile tatsächlich hinter den Erwartungen blieben, habe man sowohl bei den Kosten als auch bei beim Einbremsen der Investitionen die Pläne mehr als erfüllt.

Nächste Sitzung des Aufsichtsrats

Die Frage über eine von Ditz immer wieder angedeutete Ablöse des TA-Vorstandes stellt sich für Sundt nicht. Ditz habe ihm gestern erklärt, "dass die öffentliche Diskussion über eine allfällige Neubesetzung des Vorstandes von ihm in der Vergangenheit nicht geführt wurde und zum jetzigen Zeitpunkt nicht geführt wird."

In Zukunft werde die Diskussion nicht öffentlich, sondern allenfalls in den entsprechenden Gremien abgewickelt.

Benötigt werde nach dem Abgang von Heinz Brasic aber dringend ein neuer Vertriebs- und Marketingvorstand.

Die nächste Aufsichtsratssitzung ist vorerst für 6. Juli angesetzt, also nach der Hauptversammlung am 28. Juni.

Häberli soll abgesagt haben

Der Schweizer Papiermanager Ernst Häberli, der als erster Nachfolgekandidat an der Spitze der Telekom Austria [statt Heinz Sundt] gegolten hat, soll mittlerweile bereits abgesagt haben, da ihm die Vorgangsweise bereits zu unprofessionell erscheine, heißt es aus Aufsichtsratskreisen.

"Neutral"-Einstufung wegen Personaldiskussion

Der Telekom-Aktie gegenüber neutral gestimmt ist Erste Bank-Analyst Konrad Sveceny.

"Seit Jahresbeginn hat sich unsere Einschätzung des Unternehmens eher verbessert als verschlechtert."

Dass der Aufsichtsrat öffentlich eine andere Meinung vertrete als der Vorstand sei auf jeden Fall "höchst unüblich". Die Aktionäre würden dadurch schlichtweg verwirrt. Es wäre daher wünschenswert dass der Vorstand und der Aufsichtsrat ihre Aussagen besser abstimmen und mit einer Meinung auftreten.

Die Erste Bank stuft die Telekom Austria unterdessen weiterhin als neutral ein, nicht zuletzt wegen der ständigen Diskussion über das Management. "So lange nicht sicher ist, wer das Unternehmen langfristig führen wird, werden wir unsere Einschätzung nicht ändern", so Sveceny.