Bis Mittwoch fällt YLine-Entscheidung
Mitte dieser Woche entscheidet sich endgültig das Schicksal der börsenotierten Technologie-Company YLine. "Bis dahin ist das Sanierungspaket entweder fertig geschnürt oder YLine muß in den nächsten Tagen Konkurs anmelden", bestätigt Firmensprecher Willi Berner in der neuesten Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Format".
Alles hängt nun vom Linzer Sanierer Anton Stumpf ab, der mit einer Generalvollmacht ausgestattet wurde. Er erklärt gegenüber "Format": "Ich habe jetzt nur ein Vormandat bei der YLine übernommen. Wenn wir sehen, es funktioniert nicht, dann gehen wir genauso emotionslos wieder raus und die Yline geht zum Konkursrichter.
Ob Anton Stumpf YLine den Gang in die Wiener Riemergasse ersparen kann, hängt von einem Fünf-Punkte-Programm ab:
1.
Größter Knackpunkt ist die Einigung mit IBM. YLine schuldet dem Computerhersteller 14 Millionen Euro [knapp 200 Millionen ATS]. Stumpf versucht nun, eine Lösung zu erzielen, bei der IBM auf den Großteil der Forderung verzichtet.
2.
Ein stiller Ausgleich mit den übrigen Gläubigern könnte laut FORMAT funktionieren. So würde die Telekomfirma Cybertron, der gegenüber YLine 38 Millionen Schilling Verbindlichkeiten hat, eine 40-Prozent-Quote akzeptieren.
3.
YLine-Gründer Werner Böhm wird als Vorstandschef zurücktreten. Das neue Vorstandsduo würde Joachim Kalcher als CEO [schon bisher Vorstandsmitglied] und Johannes Stab von YLine-Deutschland bilden, berichtet "Format".
4.
Geht die Sache mit IBM glatt, stehen auch die Vorzeichen für die erforderliche Kapitalerhöhung gut. Drei Großaktionäre wären dazu bereit: die Schweizer Investmentfirma A&A Early Bird, die rund 14 Prozent an YLine hält, die Schweizer Bank Julius Bär und die österreichische EuroInvest, denen je zehn Prozent gehören. Sie sollen 1,7 Millionen neue Aktien zum Preis von 1,5 Euro zeichnen.
5.
Mike Lielacher, Eigentümer der Finanzplattform Bluebull, will
zwar die 6,1 Millionen Euro, die er YLine schuldet, nicht bar
zahlen. Er ist aber bereit, statt dessen vertragsgemäß 900.000
Bluebull-Aktien zu liefern. Derzeitiger Wert: drei Millionen Euro.


"Mittelständisches Softwarehaus"
Kann Sanierer Stumpf einen Konkurs verhindern, wird YLine radikal umgekrempelt. Das Web-Business wird nahezu ganz aufgelassen. Stumpf in "Format": "YLine wird zu einem mittelständischen Softwarehaus, das ist unsere einzige Chance.
Der Restrukturierungsplan sieht als künftiges Hauptgeschäft die Entwicklung von Software für Steuerberater, Hausverwaltungen, Apotheker, Tourismusbetriebe und Versicherungen vor.
Als weitere Standbeine bleiben die Aktivitäten des Rechenzentrums und der so genannte ASP-Bereich [Application Service Provider]. Hier vermietet und verwaltet YLine Softwareprogramme für ihre Kundengruppen über das Internet.
Hälfte der Belegschaft muss gehen
Der Jahresumsatz wird sich nach den Konzepten von Stumpf auf 350
bis 400 Millionen Schilling reduzieren, die Zahl der Mitarbeiter von
ürsprünglich 315 auf zirka die Hälfte. Für 2002 wird ein
ausgeglichenes Ergebnis in Aussicht gestellt.


FPÖ als YLine-Schuldner
Bei der FPÖ, für die YLine den gesamten Internet-Auftritt entwickelte, ist noch eine Rechnung über 4,5 Millionen Schilling offen. Diese Woche entscheidet sich, ob Stumpf diesen Betrag eintreibt oder ein Konkursverwalter.