Eine Gnadenfrist für Heinz Sundt
Im Vorfeld der ursprünglich für morgen Nachmittag angesetzten Aufsichtsratssitzung der Telekom Austria [TA], in der auf Initiative des 47,8-prozentigen Eigners ÖIAG der amtierende TA-Vorstandsvorsitzende Heinz Sundt abgelöst werden könnte, hofft der TA-Betriebsrat noch auf ein "Einlenken".
Sollte es dennoch zu einer Ablöse kommen, werde der Betriebsrat gemeinsam mit der Arbeiterkammer mit einer Haftungsklage kontern, wodurch jeder einzelne Kapitalvertreter persönlich für den Wechsel hafte, betonte TA-Betriebsrat Erich Huhndorf heute gegenüber der APA.
Die ÖIAG hat allerdings die Aufsichtsratssitzung heute Vormittag auf nächste Woche verschoben. Grund dafür sind laut ÖIAG-Vorstand und TA-Aufsichtsratschef Johannes Ditz "terminliche Probleme". Der italienische Partner habe Schwierigkeiten mit "dem Termin vor Pfingsten".
Außerdem seien die Quartalszahlen der TA sehr spät eingetroffen und sollten vor der Sitzung noch genau geprüft werden, damit sie "im Detail diskutiert werden könnten", so Ditz.
Ditz hatte am Freitag vor Journalisten durchblicken lassen, dass er an eine rasche Ablöse des TA-Vorstands denke. Der TA-Vorstand habe sich - etwa mit der Gewinnwarnung nur zwei Monate nach dem Börsengang im November 2000 - selbst in Frage gestellt.

Ein Jahr Verlust prophezeit
Mit der TA geht es laut Huhndorf nach Zeiten der Lähmung seit einigen Wochen wieder bergauf, es gebe keine Unstimmigkeiten im Vorstand mehr, bemerkte er.
Daher solle man diesen Vorstand zumindest noch ein Jahr arbeiten lassen. Durch einen Vorstandswechsel würde die TA ein Jahr verlieren.
Der Betriebsrat der Telekom Austria vermutet in der Verschiebung einen engen Zusammenhang zur laufenden Personaldiskussion. Ditz bestreitet dies. Die Tagesordnung der Aufsichtsratssitzung, die unte anderem auch die Diskussion von Vorstandsfragen vorsieht, habe sich nicht verändert, so Ditz.
Informierten Kreisen zufolge soll nun nächste Woche neben TA-Chef Sundt auch TA-Technikvorstand Rudolf Fischer ausgetauscht werden. Der Schweizer Swisscom-Manager Räto Held, der zuletzt als Fischer-Nachfolger im Gespräch war, hat den TA-Eigentümer allerdings bereits eine Absage erteilt. Er wechselt Gerüchten zufolge nämlich zur Swissair.

Kosten der Ablöse
Die Ablöse Sundts kostet laut dem Betriebsrat rund 50 Millionen ATS, im Budget seien dafür aber keine Rückstellungen vorgesehen, so Huhndorf.
Sollte auch - wie vielfach kolportiert - TA-Finanzvorstand Stefano Colombo abgelöst werden, koste das weitere 40 Millionen ATS, fügte Huhndorf hinzu.
Heute trifft der Betriebsrat mit ÖIAG-Chef Ditz zusammen. Von dem Treffen erhoffe man sich Aufklärung darüber, wie es in der TA nun tatsächlich weitergehen soll. Gegen einen Komplettumbau des Vorstands werde man sich aber mit allen Mitteln wehren, sagte der stellvertretende Zentralausschussvorsitzende Helmut Hospodar.