09.04.2001

MEDIEN-BIZ

Bildquelle: ta

Telekom Austria in der Gerüchtefalle

Die Telekom Austria steht nach wie vor im Kreuzfeuer von Gerüchten über Wechsel im Vorstands und eine Übernahme durch die Telecom Italia.

Entsprechende Berichte wurden und werden zwar regelmäßig dementiert, aber die fortgesetzten Meldungen haben inzwischen auch eine Eigendynamik entwickelt, die den Konzern zusehends unter Druck setzt.

Vorstellbar wäre demnach inzwischen auch eine Ablösung des Vorstandes als "Self-fullfilling-prophecy".

Wie einflussreich die Medien-Meldungen inzwischen sind, zeigt auch die Berg- und Talfahrt der TA-Aktie im heutigen Handel.

TI dementiert

Am Wochende sind die Gerüchte über eine mögliche Übernahme der TA-Mehrheit durch die Telecom Italia [TI] wieder aufgeflammt, die derzeit 29,8 Prozent an der TA hält.

Noch im Mai werde die TI die Mehrheit der TA übernehmen, schreibt das "profil". Das Chaos in der Bilanzlegung und die wenig erfolgreichen Marketingaktionen ließen die Italiener jetzt hart durchgreifen.

Die TI hat diese Pläne heute in Rom gegenüber der APA jedoch entschieden dementiert.

Sundt-Nachfolger genannt

Die TI-Sprecherin weigerte sich auch, Gerüchte über eine bevorstehende Vorstandsablöse in der Telekom Austria zu kommentieren.

Die seit Monaten immer wieder kolportierte und von offizieller Stelle stets dementierte Ablöse des Generaldirektors TA, Heinz Sundt, steht laut "Format" angeblich unmittelbar bevor.

Auch einen Nachfolger gibt es demnach schon: Auf den vor einem Jahr bestellten Sundt soll der Schweizer Papierindustrielle Ernst Häberli folgen.

Häberli, ein gebürtiger Schweizer, wuchs in Vorarlberg auf und war Manager beim amerikanischen Papierserviettenhersteller Fort James Corp, heißt es im "Format". Häberli wurde von ÖIAG-Präsident und dem ehemaligen Vorstand des Papierkonzern SCA Hygiene Products Alfred Heinzel bei ÖIAG-Vorstand Johannes Ditz ins Spiel gebracht. Häberli und Heinzel kennen sich dem Vernehmen nach persönlich. Die SCA hat übrigens erst im Jänner 2001 Teile der Hygiene-Sparte von der Georgia-Pacific gekauft, die ihrerseits im Juli 2000 den Konkurrenten Fort James übernommen hat.

Noch mehr Gerüchte

Im Vorfeld der morgigen TA-Aufsichtsratssitzung und der auf Mittwoch verschobenen Bilanzpressekonferenz verdichten sich aber auch die Gerüchte über eine Ablöse des gesamten TA-Vierer-Vorstands.

Insbesondere der Austausch des von den Italienern nominierten TA-Finanzvorstands Stefano Colombo wird immer wieder kolportiert.

Als Nachfolger für Colombo wird in mehreren Medien Ex-RHI-Manager Johannes Elsner [49] genannt, der für den börsenotierten Feuerfestkonzern arbeitete und nach seinem dortigen Ausscheiden wegen eines Sperrvertrags ein Jahr lang zum Nichtstun verdammt war.

Colombo hat sich, einem Bericht des "profil" zufolge, bei der Bilanz 2000 grob verschätzt, die Gewinnwarnung der TA zwei Wochen nach dem Börsegang sei zudem aus heutiger Sicht überflüssig gewesen. Laut "profil" sind die TA-Bilanzzahlen für 2000 abgeblich besser ausgefallen als zuletzt erwartet.