EU findet tele.ring-Übernahme bedenklich
Der Wegfall von tele.ring "gibt zu der Befürchtung Anlass, dass die geplante Übernahme zu Preissteigerungen zu Lasten der österreichischen Verbraucher führen könnte", teilte die EU-Kommission am Montagabend mit.
Die Wettbewerbshüter haben nun 90 weitere Werktage Zeit, um die Fusion zu überprüfen. Die erste Untersuchung der Marktsituation habe ergeben, dass die geplante Übernahme zu erheblichen Wettbewerbsproblemen auf dem Endkundenmarkt führen könnte, da mit tele.ring "ein sehr aktiver Anbieter" entfiele.
"Die Übernahme erfolgt auf einem für die Wirtschaft der EU strategisch wichtigen Sektor", erklärte Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes in einer Aussendung.
Zusammenführung 2006
Ab 2006 sollen die beiden Unternehmen und Netze zusammengeführt
werden. Tarife, Marke und Vorwahl von tele.ring bleiben vorerst
unverändert.
Warten auf EU-Entscheid zu tele.ring"Tele.ring aktivster Preiswettbewerber"
"Die Liberalisierung des Telekommunikationssektors hat Früchte gezeigt und den Verbrauchern innovative Dienste und niedrigere Preise beschert. Es ist wichtig, dass diese Vorteile erhalten bleiben", so Kroes weiter.
In Österreich seien mit den Mobilfunkern mobilkom, One und Hutchison ["3"] nur noch drei weitere Netzbetreiber tätig, betonte die Kommission. Die Marktanteile von T-Mobile liegen den Angaben zufolge bei etwa 23 Prozent und die von tele.ring bei rund zwölf Prozent. Tele.ring sei "derzeit auf dem Endkundenmarkt einer der aktivsten Preiswettbewerber".
Der Wegfall dieses Wettbewerbers würde eine Marktstruktur mit zwei nahezu gleichstarken Netzbetreibern, nämlich Mobilkom und T-Mobile, begründen. Daher bestehe Anlass zur Sorge über mögliche Preissteigerungen.
Kaufpreis: 1,3 Mrd. Euro
T-Mobile hatte tele.ring im August 2005 um 1,3 Mrd. Euro gekauft.
Die Übernahme war für die Deutsche Telekom die größte Akquisition
seit dem Kauf des US-Mobilfunkbetreiberes VoiceStream [heute:
T-Mobile USA] vor fünf Jahren.
Tele.ring-Kunden fürchten höhere TarifeT-Mobile sieht genug Wettbewerb
Bei T-Mobile Austria ist man über die Wettbewerbsbedenken der EU-Kommission "verwundert". "In einem kleinen Markt wie Österreich mit vier Netzbetreibern herrscht sicher genug Wettbewerb. Das sieht man gerade jetzt wieder im Vorweihnachtsgeschäft", sagte T-Mobile Austria-Sprecherin Andrea Karner am Montagabend.
Wenig überraschend sei hingegen, dass die Kommission eine vertiefende Prüfung eingeleitet hat. Dies sei bei einem Geschäft dieser Größenordnung nicht unüblich, hieß es. T-Mobile hofft, dass der Fristenlauf nun nicht die kompletten 90 Tage in Anspruch nimmt.
Über die weitere Vorgangsweise wollte sich T-Mobile nicht in die Karten blicken lassen. Wahrscheinlich ist, dass das Unternehmen noch einige zugeständnisse machen wird.
