16.09.2005

BÖSER CODE

Trojaner bleiben die größte Gefahr

Ein Blick in die aktuellen Viren-Statistiken zeigt. Es gibt immer weniger "klassische" Viren und auch die weltweiten Wurm-Ausbrüche erreichen lange nicht mehr die Ausmaße von "Sasser" und Co.

Dafür steigen die Vielfalt der Trojaner und anderer Computer-Schädlinge weiter in bisher selbst von Virenschutz-Experten ungeahnte Höhen.

Trend Micro etwa registrierte im August dieses Jahres 2.062 neue Schädlinge, das ist mehr als eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Dabei dominierten bei den Viren erneut die Trojaner mit 734 verschiedenen identifizierten Exemplaren, gefolgt von Würmern [479], Trojaner-Spyware [360] und Backdoors [228]. Die Wurmfunktion dient immer mehr dem alleinigen Zweck, Trojaner, Backdoors und Spyware zu transportieren, die Dritten die Manipulation der befallenen Rechner ermöglichen.

Die Anzahl der befallenen Systeme bewegte sich laut dem Trend Micro World Tracking Center weiterhin auf hohem Niveau.

Spitze in Österreich im Juni

Auch in Österreich hat die Zahl der Computerviren laut Joe Pichlmayr, Chef des Virenschutzspezialisten Ikarus, deutlich zugenommen.

Im Spitzenmonat Juni des laufenden Jahres wurden mehr als 3.000 Viren von Ikarus registriert, über 50 Prozent davon waren Trojaner oder Backdoors.

Im Mai letzten Jahres waren es noch insgesamt 1.800 neue Schädlinge. Der Anteil der Würmer nahm im gleichen Zeitraum laut Ikarus um 15 bis 17 Prozent ab.

Versteckte Angriffe

Dabei verstecken die Angreifer ihre Attacken immer gezielter: Statt der klassischen Datei-Anhänge, die beim ausführen den Rechner infizieren, würden die Angreifer zunehmend auf "Active Content" setzen, so Pichlmayr, also etwa Links in den Mails.

Zudem verlegen sich die Schreiber auf andere Protokolle abseits von SMTP [Simple Mail Transfer Protocol], da sich viele Nutzer der möglichen Gefahr durch E-Mails mittlerweile bewusst sind.

Die Gefahr liege vielmehr in jenen bösartigen Schädlingen, die darauf abzielen, gezielt oder nur einige wenige Opfer zu schädigen, so Pichlmayr. Diese würden meist so lange unentdeckt bleiben, bis der Schaden bereits entstanden ist.

Auch forcieren kriminelle Schreiber keine großen Epidemien, da ansonsten ihre Absichten schneller entdeckt würden.

Spam-Filter greifen

Generell sei die Gefahr für einen großen Ausbruch, wie von den Sicherheitsspezialisten weltweit noch vor einiger Zeit massiv befürchtet, mittlerweile deutlich geringer geworden, meint Pichlmayr.

Die Spam-Filter der großen Firmen und Provider würden greifen - auch wenn immer noch genug unerwünschte und infizierte E-Mails in den Postfächern landen.

Eine mögliche Gefahr sieht er jedoch darin, wenn sich etwa bei Internet-Telefonie ein gemeinsamer Standard durchsetzt und die Nutzerzahlen in entsprechende Höhen schnellen. Dann könnte ein VoIP-Wurm nicht lange auf sich warten lassen.