USA wollen Netzverwaltung nicht aufgeben
Im vergangenen Jahr bezeugten immer mehr Länder ihre Unzufriedenheit mit der von den USA eingesetzten, halb privaten Netzverwaltung ICANN [Internet Corporation for Assigned Names and Numbers].
Dabei kam vermehrt die Forderung nach einer Netzverwaltung auf nationaler Ebene durch die jeweiligen Regierungen und auf internationaler Ebene durch eine UNO-Organisation auf.
Deshalb wurde das UNO-Sekretariat für "Internet Governance" ins Leben gerufen, das in wenigen Wochen einen Bericht zum Thema Netzverwaltung vorstellen wird.
Nun haben die USA jedoch unmissverständlich klargestellt, dass sie gar nicht daran denken, die Verwaltung des Internets aus der Hand zu geben, sowohl bei den Root-Servern, die als Verteilerknoten eingesetzt werden, als auch bei der Aufsicht über ICANN.
Dies untermauerte Michael Gallagher von der National Information and Telecommunication Administration am Donnerstag mit vier Prinzipien, die künftig für die Verwaltung gelten sollen.

UNO-Generalsekretär Kofi Annan hatte 2004 den Schweizer Markus Kummer zum Chef des UNO-Sekretariates für "Internet Governance" in Genf ernannt. Das Sekretariat ist ein Resultat des Weltinformationsgipfels [WSIS] vom Dezember 2003 in Genf.

ICANN bleibt abhängig
Insgesamt gibt es weltweit 13 Root-Server, die von Universitäten, Unternehmen, Regierungsstellen und Forschungseinrichtungen betrieben werden. Die darüber erreichbare Liste von rund 260 Top-Level-Domains [TLD] wie etwa ".com" wird von der ICANN erstellt.
Zuletzt hatte die Organisation der Einführung einer eigenen Domain für sexuelle Angebote im Netz [.xxx] zugestimmt.
Das US-Handelsministerium, das die ICANN 1998 eingesetzt hat, behält sich bei diesen Entscheidungen bis heute ein Vetorecht vor, hatte jedoch in der Vergangenheit angekündigt, die Kontrolle aufzugeben, sobald bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Das wird nach der Ankündigung Gallaghers immer unwahrscheinlicher
ICANN-Chef Paul Twomey kündigte im Herbst an, bereits ab 2006 unabhängig operieren zu wollen, wenn ein entsprechender Vertrag mit dem Handelsministerium ausläuft.
ICANN werde ab diesem Zeitpunkt keiner staatlichen Behörde oder internationalen Organisation mehr unterstehen, sagte der gebürtige Australier Twomey. Auch für die UNO sei kein Platz in der künftigen ICANN-Struktur.

Geteiltes Netz
Für die Internet-Nutzer hat dieser Entschluss vorerst keine Auswirkungen, auf politischer Ebene könnte es allerdings zu Verzweigungen kommen, wenn manche Staaten ihre Unterstützung für die ICANN zurückziehen.
Im schlimmsten Fall könnten Staaten, die sich den USA nicht länger beugen wollen, ihr eigenes Domain-Name-System aufbauen und so das Internet in verschiedene Netzwerke teilen.