Wie Biometrie den Alltag verändern soll
In einem 166 Seiten starken Bericht der EU-Kommission wird dem Einsatz von biometrischen Daten im Alltag der EU-Bürger eine große Zukunft vorausgesagt.
Im Privatleben wie auch am Arbeitsplatz, in der Medizin und bei Grenzkontrolle gebe es große Anwendungsmöglichkeiten für Biometrie, so der Bericht.
In verschiedenen Szenarien wird ausgemalt, wie etwa Haushaltsgeräte mittels Biometrie kindersicher gemacht werden und wie Biometrie für das digitale Rechtemanagement eingesetzt werden kann - das PC-Spiel könnte dann beispielsweise nur von registrierten Usern benutzt werden.
Auch mögliche Fehlleistungen werden dabei beschrieben - so kann die Großmutter im zitierten Beispiel ihr Enkelkind nicht vom Kindergarten abholen, weil das Sicherheitssystem ihr den Zugang verwehrt.
In der Arbeitswelt könnte der Fingerabdruck die alte Stechkarte ersetzen oder den Zugang zu Firmengebäuden regeln, meinen die EU-Experten. Banken seien zudem an einer zusätzlichen Absicherung elektronischer Bezahlsysteme interessiert.

Gewöhnung schon im Kindesalter
Um mögliche Bedenken gegen die gleichzeitig aufkeimende Angst vor Überwachung auszuräumen, schlägt die Studie vor, schon Kindern den spielerischen Umgang mit Biometrie zu ermöglichen - etwa mit biometrischem Spielzeug, das nur bei bestimmten Stimmen funktioniert.
Diese könnten, neben der frühen Gewöhnung der Kinder an Biometrie, zu einer allgemein größeren Akzeptanz beitragen, da solche lokale Anwendungen ohne Datenübertragung weniger Sorge um Sicherheit und Datenschutz wecken würden, so die Studie.
Es sei "erforderlich, gezielt darauf hinzuarbeiten, dass biometrische Anwendungen von den Bürgern angenommen werden".
Es sei dann aber auch notwendig, die Kinder mit einer gezielten Erziehung auf mögliche Datenschutzrisiken im Umgang mit biometrischen Merkmalen vorzubereiten, fügen die Fachleute an.
Der
~ Link: Bericht (ftp://ftp.jrc.es/pub/EURdoc/eur21585en.pdf) ~
[pdf-Format] selbst versteht sich als eine Art Richtlinie für Politiker bei der Gesetzgebung, indem er die möglichen Auswirkungen von Biometrie auf die Gesellschaftsentwicklung aufzeigen will.

Biometrie als Wirtschaftsfaktor
Die Anwendung biometrischer Daten in Supermärkten zeige, dass bei den Kunden noch Überzeugungsarbeit nötig sei.
"Für die Unternehmen könnte ein Grund für Investitionen in die Biometrie sein, dass sie ihre Kunden besser kennen lernen und identifizieren, um mehr Waren zu verkaufen und den Nachschub zu verbessern", heißt es.
Da für viele Firmen die Entwicklung eigener Systeme und Datenbanken wohl zu teuer käme, empfehlen die Experten zudem, die Systeme gemeinsam zu erstellen und auch die Daten dazu zu teilen.
Die Wirtschaft könne zudem von den Zulieferungen für biometrische Systeme profitieren, vorausgesetzt die Akzeptanz werde gesteigert und es werde in der EU für ausreichend Wettbewerb gesorgt, so die Studie.
Im Bericht werden auch unterschiedliche Biometrie-Systeme wie Iris-Scan, Fingerabdruck und Gesichtserkennung bewertet. Während Gesichtserkennung in der Praxis bis dato schlecht abschneide, fehle es bei den Fingerabdrucksystemen meist an Interoperabilität, so die Studie. Das beste Zeugnis in dem Zusammenhang bekommt die Iriserkennung, allerdings gibt der
~ Link: Bericht (ftp://ftp.jrc.es/pub/EURdoc/eur21585en.pdf) ~
[pdf-Format] zu bedenken, dass alle Patente dafür bei der Firma Iridian liegen.

"Aktive Gestaltung" empfohlen
Generell empfehlen die Experten, beim Einsatz biometrischer Systeme ihren Zweck und Einsatz genauso zu definieren wie den Schutz des Bürger und seiner Daten [etwa durch Trennung der Datensätze je nach Anwendung], um damit die Akzeptanz zu erhöhen.
Jedoch dürfe man nie davon ausgehen, dass Biometrie unfehlbar sei - so solle etwa gerade bei Grenzkontrollen auch immer ein Mensch anwesend sein.
Die Kommission empfahl Europas Politikern bei der Vorlage des Berichts, sie sollten "jetzt den Einsatz der Biometrik aktiv gestalten". Die Bürger würden sich an die Verwendung elektronischer Daten zu Fingerabdruck, Augeniris und Gesichtsfeld mit der Zeit gewöhnen. Der Bericht erwähnt aber auch die Gefahr, dass ein Teil der Bevölkerung ausgegrenzt werden könnte.