01.12.2004

ZEHN PROZENT

ÖIAG dementiert weiteren TA-Verkauf

Die ÖIAG will offenbar die Sperrminorität an der Telekom Austria [TA] behalten.

Die staatliche Beteiligungsgesellschaft hat am Mittwoch anders lautende Berichte dementiert. "Das ist kein Thema", erklärte ÖIAG-Sprecherin Anita Bauer.

Die ÖIAG hält derzeit [exklusive einer fünfprozentigen Wandelanleihe] noch 42,2 Prozent an der TA. Der Aufsichtsrat hat den ÖIAG-Vorstand bereits zum Verkauf von 17 Prozent ermächtigt, wodurch die Staatsholding dann auf 25,2 Prozent zurückfällt. Ein weiterer Verkauf von TA-Anteilen stehe aber "derzeit nicht zur Diskussion", betonte die ÖIAG-Sprecherin. Finanzminister Karl-Heinz Grasser wollte den Fall nicht kommentieren.

In den vergangenen Tagen kursierten Grüchte, wonach die saudische Unternehmerfamilie Jufalli an einem Einstieg bei der TA interessiert wäre.

Gewerkschaft droht mit Streik

Die Sprecherin der Staatsholding weist derartige Pläne aber zurück. Es gebe natürlich immer wieder Interessenten für die TA. "Die ÖIAG hat aber derzeit kein Projekt, das in diese Richtung geht", sagt Bauer.

Die Börse reagierte schon im Voraus gelassen auf die jüngsten Spekulationen. Die TA-Aktie stieg im frühen Handel nur leicht um 0,8 Prozent auf 12,81 Euro.

Bei der Gewerkschaft hingegen sorgen unterdessen die Mediengerüchte für helle Aufregung. TA-Betriebsratschef Michael Kolek erklärte, die Belegschaft werde für den Erhalt einer staatlichen Beteiligung über 25 Prozent "kämpfen und auf die Straße gehen".

Entsprechende Protestmaßnahmen will sich der Betriebsrat im am Mittwoch tagenden Gewerkschaftsvorstand bereits absegnen lassen.

ÖGB sieht Fahrlässigkeit

Auch der Gewerkschaftsbund [ÖGB] reagierte und sprach von einer Gefährdung der "Grundfesten der Infrastruktur".

Wenn die Regierung "die Telekom verscherbelt und sich nicht verpflichtet, wenigstens eine Sperrminorität zu behalten und künftig bei Kapitalerhöhungen mitzuziehen, handelt sie bewusst fahrlässig", so der Leitende Sekretär im ÖGB, Richard Leutner, in einer Aussendung.

Es spreche gegen jegliche wirtschaftliche Logik, ein erfolgreiches und im Aufwind befindliches Unternehmen, das hervorragende Bilanzzahlen aufweise, Analystenprognosen deutlich übertreffe und derzeit im Ausland auf Einkaufstour ist, zu verkaufen. "Kein verantwortungsvoller Kaufmann würde so handeln", so Leutner.