TA-Verkauf soll ÖIAG-Schulden abdecken
Im Zuge der weiteren Privatisierung der Telekom Austria [TA] sieht die Staatsholding ÖIAG das Erlöspotenzial aus dem geplanten Verkauf ihres Teilanteils von 17 Prozent bei einer Milliarde Euro.
Diese Zahl nannten die ÖIAG-Vorstände Peter Michaelis und Rainer Wieltsch am Freitag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Zum genauen Zeitpunkt des Verkaufs wollten die Vorstände aber keine Angaben machen. Wann die 17 Prozent privatisiert werden, "entscheidet der Kapitalmarkt", betonte Michaelis.
Mit dem erwarteten Erlöspotenzial aus dem Verkauf der geplanten 17 Prozent über die Börse könnte die ÖIAG - rechnet man die erwarteten Erlöse aus zwei ausstehenden Wandelschuldverschreibungen von voest und TA dazu - die restlichen Schulden der Staatsholding praktisch tilgen. Derzeit beläuft sich der Schuldenstand der ÖIAG auf 1,8 Mrd. Euro.
Aus dem erwarteten Verkaufserlös von einer Mrd. Euro für die 17 Prozent an der TA ergibt sich rechnerisch ein neues Preisziel von 11,76 Euro. Finanzminister Karl-Heinz Grasser hatte zuletzt immer wieder von einem realistischen Kursziel von 15 bis 16 Euro gesprochen.

"Markt hat überreagiert"
Für die weitere Privatisierung würden alle Varianten wie eine strategische Partnerschaft und der Einstieg von Finanzinvestoren geprüft, die Börse habe "zum derzeitigen Zeitpunkt" aber "Priorität", so Michaelis.
Laut Privatisierungsauftrag muss die ÖIAG die TA bis 2006 "bis zu 100 Prozent privatisieren". Da die Privatisierungskonzepte in enger Abstimmung mit dem Eigentümer erstellt werden müssen, wollen die ÖIAG-Vorstände an die Regierung herantreten "und um eine Interpretation bitten, was das genau heißt, bis zu 100 Prozent zu privatisieren".
Bei den Swisscom-Verhandlungen, die im August gescheitert waren, "sind wir an unserem eigenen guten Verhandlungsergebnis gescheitert", meinte Michaelis. Nach Platzen der Übernahmefantasien habe der Markt "überreagiert" und der Kurs sei stärker gefallen, als das ohne Swisscom-Episode der Fall gewesen wäre, so Michaelis.
Die TA-Aktie stehe aber "recht gut da" und habe seit Jahresbeginn um 14 Prozent zugelegt, so Wieltsch. Die Swisscom sei heute "kein Thema", da sie laut Übernahmegesetz jetzt ohnedies auf ein Jahr gesperrt sei. Andere strategische Partner seien grundsätzlich nicht ausgeschlossen, "aber es gibt im Moment keine solche anderen Partner".

Vorstände könnten bleiben
Für die für 12. Oktober anberaumte außerordentliche Vorstandssitzung, in der über den Verbleib der vier TA-Vorstände entschieden werden soll, will sich die ÖIAG nicht festlegen. Die ÖIAG habe noch keine Haltung zu den Vorstandsverträgen.
Die AR-Sitzung solle nur dazu dienen, das "Prozedere" für eine eventuelle Neubesetzung festzulegen. Die Verträge der Vorstände laufen noch bis April 2005.
Seit dem Scheitern des Swisscom-Deals waren die Spekulationen über eine Ablöse des TA-Vorstands lauter geworden. Zuletzt hatte es immer wieder geheißen, dass TA-Vorstandsvorsitzender Heinz Sundt und Finanzvorstand Stefano Colombo ausscheiden könnten, während Festnetzvorstand Rudolf Fischer und Mobilfunkvorstand Boris Nemsic in der TA verbleiben könnten. Auch eine Vertragsverlängerung soll nun wieder denkbar sein.