Der Megadeal der TA in Bulgarien
Die börsennotierte Telekom Austria [TA] verhandelt über den von ihr geplanten Kauf des führenden bulgarischen Mobilfunkbetreibers MobilTel nunmehr exklusiv.
Darauf hat sich die TA nach eigenen Angaben in einer Grundsatzvereinbarung mit den Aktionären von MobilTel geeinigt.
TA-Chef Heinz Sundt ist nach Aufnahme der Exklusivverhandlung mit den Eigentümern der MobilTel "optimistisch", dass die Übernahme des bulgarischen Mobilfunkanbieters diesmal "positiv abgeschlossen" wird.
Bei dem genannten Kaufpreis von rund 1,6 Mrd. Euro wäre der Deal die größte jemals getätigte Auslandsübernahme eines österreichischen Unternehmens - noch vor der Übernahme der rumänischen Petrom durch die OMV.
Schon 2002 hatte die TA mit den MobilTel-Eigentümern verhandelt. Damals waren die Gespräche aber gescheitert, nachdem die Eigentümer nur 40 Prozent verkaufen wollten, die TA aber nur an der Mehrheit interessiert war. Diesmal peilt die TA eine 100-Prozent-Übernahme der MobilTel an.

Bis Sommer 2005 unter Dach und Fach
Nach nächtelangen Verhandlungen in den vergangenen Tagen und angesichts der nunmehrigen Exklusivverhandlung zeigte sich Sundt am Montag "optimistisch", dass die TA "noch vor Weihnachten" eine entsprechende Kaufoption erhalten werde.
Nach vollständiger Klärung vertraglicher und wettbewerbsrechtlicher Fragen könnte, so der Zeitplan, die Übernahme dann bis Sommer 2005 endgültig unter Dach und Fach gebracht werden. Eine Konsolidierung der MobilTel in der eigenen Bilanz peilt die TA im vierten Quartal des nächsten Jahres an.
Die MobilTel sei in den vergangenen Jahren "sehr erfolgreich geführt" worden. Umsatz und Gewinn seien kontinuierlich gestiegen. Die TA geht davon aus, dass sich dieses Wachstum - nicht zuletzt angesichts einer weiter steigenden Mobilfunkdichte [derzeit 51,8 Prozent] - auch fortsetzen werde. Wie viele Investitionen dafür noch notwendig sein werden, wollte Sundt noch nicht kommentieren. Er gehe aber davon aus, dass die Gesellschaft bisher nicht "unterinvestiert" sei.
Den Kaufpreis von "zirka 1,6 Mrd. Euro" bezeichnete Sundt am Montag als "oberstes Limit". Die Schulden der MobilTel - zum 30. Juni 2004 rund 450 Mio. Euro - würden vom Kaufpreis abgezogen werden.
MobilTel gehört einem Konsortium von österreichischen und internationalen Finanzinvestoren. 40 Prozent wurden von sieben Investmentgesellschaften rund um ABN Amro Capital, Citigroup und CVP gekauft. Die restlichen Anteile gehören zu 40 Prozent dem österreichischen Geschäftsmann Martin Schlaff, je zehn Prozent halten der Industrielle und frühere ÖVP-Obmann Josef Taus und der Berater Herbert Cordt.

Zwei Mrd. Euro für Firmenzukäufe
Die TA will die Übernahme zu einem guten Teil aus den eigenen Gewinnen finanzieren. "Zumindest 500 Mio. Euro des Kaufpreises - voraussichtlich aber ein bisschen mehr" werde die TA aus dem eigenen Cash-Flow aufbringen, sagte Sundt.
Den Rest will die TA über "ergänzende Maßnahmen am Kapitalmarkt", also durch neue Schulden aufstellen. Der Verschuldungsgrad werde dadurch kurzfristig von derzeit etwa 100 auf 130 bis 135 Prozent steigen, bis Ende 2005 aber wieder auf 120 Prozent sinken, so Sundt.
Insgesamt will die TA in den nächsten drei Jahren rund zwei Mrd. Euro in Firmenzukäufe investieren. Neben Bulgarien plant die TA vor allem den Einstieg in Bosnien und Serbien-Montenegro. Das Interesse daran sei nach wie vor intakt, der Spielraum dafür nach der MobilTel-Übernahme nach wie vor gegeben, bekräftigte Sundt.
Festhalten will die TA auch an dem im August gestarteten Aktienrückkauf. Bis zum heutigen Tag habe man bereits Aktien im Wert von 65 Mio. Euro zurückgekauft. Insgesamt hat die Hauptversammlung bis Ende 2005 den Rückkauf von Aktien im Wert von 300 Mio. Euro genehmigt. Die TA betrachte das als "stille Dividende" und wolle mit dem Programm fortfahren, versicherte Sundt.
