01.10.2004

AAC ATRAC3 WMA

Formatchaos bremst Online-Musikmarkt

Während sich die Musikindustrie derzeit auf Europas größter Musikmesse Popkomm in Berlin tummelt, um neue Wege aus der stets betonten Krise zu finden, kommt von einem der Messebesucher neue Kritik an der aktuellen Online-Strategie der Labels.

Zu viele konkurrierende Technologien würden den Kunden verwirren, so MP3-Erfinder Karlheinz Brandenburg.

Die Formatvielfalt verlangsame den aufkeimenden Musikmarkt und schwäche ebenso die Verkäufe der Musikplayer-Hersteller.

Die Vielfalt an Musikformaten und Kopierschutz-Systemen raube den Kunden den Überblick darüber, welche Songs auf welchen Geräten abgespielt werden könnten.

Musikorganisation künftig wichtig

Brandenburg habe die Labels und Hersteller mehrmals davor gewarnt, dass sie riskierten, die Kunden zu verärgern und in die Hände von Tauschbörsen zu treiben.

Dort würden die Formate nämlich im Kopierschutz-freien MP3-Format angeboten, das jeder gängige Player abspielen könne.

Doch der Ratschlag wurde nicht angenommen. "Vielleicht haben sie gedacht, es macht kommerziell mehr Sinn, keinen einheitlichen Standard zu etablieren," vermutete Brandenburg.

Empfehlungssysteme für Musikshops

Damit sich Musikliebhaber im Musikangebot der Download-Shops besser zurechtfinden, wollen die Labels die Beratung durch den kundigen Plattenhändler durch Musikempfehlungssysteme ersetzen.

Auf der Popkomm wurde nun ein Wettbewerb gestartet, um die beste Reco-Engine ["Recommendation Engine"] zu finden. Vier Systeme treten dabei gegeneinander an:

"HiFind" ist ein Suchsystem, das Musiktitel nach Vorgaben wie Stimmung, Genre und Künstlername vorschlägt. Ähnlich funktioniert "Soundslike" vom Fraunhofer Institut, bei dem der Fan einen Titel des Künstlers seiner Wahl anklickt und dann weitere, ähnliche Titel anderer Musiker findet.

Bei "Musiclens" bestimmt man mit zehn Reglern seine musikalischen Vorlieben wie Lautstärke, Tempo, Musik zum Kuscheln und Autofahren. Das Programm empfiehlt zehn Titel, weitere ähnliche Stücke werden auf Klick angezeigt.

Beim "Soundprofiler" bekommt der Nutzer zehn zufällig ausgewählte Songs zur Bewertung. Dann sucht das Programm zehn weitere ähnliche, passende Titel, die wiederum bewertet werden. Am Ende steht eine Liste mit den positiv gewerteten Songs sowie Empfehlungen, die auf der Gesamtbewertung basieren.