Siemens-Hauptversammlung als Neustart

münchen
24.01.2008

"Mir geht es um ein sauberes Geschäft immer und überall", hat der neue Siemens-Chef Peter Löscher am Donnerstag bei der Hauptversammlung vor knapp 10.000 Siemens-Aktionären gesagt. Siemens vermeldete trotz der Turbulenzen einen Milliardengewinn für das erste Quartal.

Löscher, der zum ersten Mal in seiner neuen Funktion vor den Aktionären sprach, kritisierte die für die Schmiergeldaffäre Verantwortlichen scharf.

Versagt habe die Führungskultur, kritisierte er.

"Missachtet wurde, dass jeder vor einer roten Ampel stoppen muss." Das Unternehmen werde noch Jahre brauchen, um diese Krise zu überwinden.

Immer noch prüfen Spezialanwälte die verästelten Geschäfte des Konzerns. Und noch immer ist unklar, wie viele Aufträge der Konzern im Ausland mit illegalen Gegenleistungen an Land gezogen hat.

Einigung mit US-Börsenaufsicht

Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme, der im Schmiergeldwirbel an die Spitze des Kontrollgremiums gekommen war, kündigte an, dass mit der US-Börsenaufsicht SEC ein Deal gefunden werden soll.

Damit soll die drohende Milliardenstrafe der Behörde so mild wie möglich gehalten werden. Die Siemens-Aktie ist an der US-Börse notiert - und für Bestechung stehen drakonische Strafen in der Satzung der SEC.

Auch personell soll der Schnitt bei Siemens auf der Hauptversammlung nochmals deutlich werden: Die neue Siemens-Führung misstraut der alten Spitze inzwischen so weit, dass die Entlastung aller Vorstände aus Korruptionszeiten verschoben wird.

Der Gewinn nach Steuern sei für das Quartal von Oktober bis Dezember 2007, mit dem das Geschäftsjahr beginnt, bei 6,5 Milliarden Euro gelegen, teilte das Unternehmen Donnerstagvormittag in München mit.

Anleger teilweise erzürnt

Der Neuanfang dürfe nicht "halbherzig versickern", warnte unterdessen Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz [DSW]. Sie forderte Cromme und Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, die schon in Schmiergeldzeiten im Aufsichtsrat waren, zu Konsequenzen auf: "Machen Sie den Weg frei", rief sie.

Aktionärsvertreter kritisierten die frühere Führung wegen der Schmiergeldaffäre, lobten aber den Konzernumbau und die operative Entwicklung.

"Was geschehen ist, ist ein Verbrechen von einigen wenigen an den Aktionären und Mitarbeitern", sagte etwa Harald Petersen, Vorstand der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger [SdK], mit Blick auf die Affären. Die Aktionäre seien daran interessiert, Gewinne zu machen, "aber nicht um jeden Preis".

(AFP | dpa)