01.06.2004

ZUKUNFT

ICANN auf dem Scheideweg

Periodisch steht die ICANN [Internet Corporation for Assigned Names and Numbers] und ihre Funktion als Internet-Verwaltung zur Diskussion.

Aktueller Anlass ist der Budgetvorschlag für 2004/2005 der, auf allgemeinen Widerstand der nationalen Domainverwalter stößt.

Das Budget umfasst jedoch nicht nur Aufgaben wie die IANA, also die Verwaltung der Top-Level-Domains und der IP-Adressen an regionale Registries, sondern sieht auch eine Ausweitung der Kompetenzen der ICANN vor.

Dagegen wehren sich die nationalen Domainverwalter, allen voran die als CENTR [Council of European National Top Level Domain Registries] organisierten ccTLD-Registrare Europas.

Richard Wein, Geschäftsführer der österreichischen Domain-Registrierungsstelle nic.at, sieht für das Budget in der aktuellen Form daher wenig Chancen.

"Nein" zum Budget erwartet

In der kommenden Budgetsitzung im Juli in Kuala Lumpur muss der Aufsichtsrat über den aktuellen Budgetvorschlag entscheiden.

Wein sieht die ICANN aber von so vielen Seiten unter Druck, dass ein "Nein" zum Budget wahrscheinlich ist.

Danach müsste ein neuer Vorschlag ausgearbeitet werden, der wesentlich weniger Punkte und Kosten beinhalten würde und damit auch die Macht der ICANN beschneidet.

Derzeit läuft der Vertrag der ICANN, der mit dem US-Handelsministerium abgeschlossen wurde, noch bis 30. September 2006. Ab dann könnten die Karten neu gemischt werden, meint Wein.

Dies hänge allerdings auch vom Ausgang der kommenden Präsidentschaftswahlen in den USA ab.

Keine nationale Einmischung

Prinzipiell lehnen die ccTDL-Registrare [country code Top-Level Domain] eine Einmischung in ihre länderspezifischen Policys durch die ICANN ab

Weiters wollen sie auch eine Abtrennung der IANA-Funktionen von der ICANN, dies könnte noch in der laufenden Periode passieren, meint Wein.

Allerdings würde dies eine weitere Machteinschränkung der ICANN bedeuten, was die ICANN wohl kaum in Kauf nehmen würde.

Gleichermaßen kann auch der aktuelle Konflikt mit VeriSign um den Sitefinder-Dienst gewertet werden. Das Abwehren dieses Dienstes ist eines der Punkte, den die nationalen Registrare von der ICANN verlangen, so Wein, wie auch Policys für gTDL [wie .com, .org oder .biz].